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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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132 Kapitel 4<br />

gewesen, ein größeres Telefonnetz aufzubauen. Sogar später, als die Post<br />

ein wachsendes Eigeninteresse entwickelte, den Telefon-Privatmonopolisten<br />

zu verstaatlichen, verhin<strong>der</strong>te dies bis zum Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

durch die restriktive Politik des Finanzministers. Ferner war die Dominanz<br />

einer liberalen wirtschaftspolitischen Orientierung in Großbritannien lange<br />

Zeit ein enormes Hin<strong>der</strong>nis für den Einstieg des Staates in die Telefonie.<br />

In <strong>der</strong> britischen Regierung setzte sich die Einsicht, dass es unmöglich<br />

war, die Marktlösung zu stabilisieren, erst nach mehreren gescheiterten Anläufen<br />

durch. Mehrmals wurde versucht, über die Unterstützung privater<br />

Konkurrenten o<strong>der</strong> kommunaler Organisationen den abgestorbenen Wettbewerb<br />

zu reanimieren. Vor die Option gestellt, entwe<strong>der</strong> das Privatmonopol<br />

mit all seinen Negativfolgen zu akzeptieren o<strong>der</strong> das System zu verstaatlichen,<br />

entschied man sich für Letzteres. <strong>Die</strong> amerikanische Idee, das<br />

System trotz Monopolisierung in den Händen von Privatunternehmen zu<br />

lassen, diese in <strong>der</strong> Preispolitik und Netzallokation jedoch »von außen« zu<br />

regulieren, konnte sich in Großbritannien offenbar nicht durchsetzen.<br />

<strong>Die</strong> amerikanische Entwicklung zeigte in dieser Hinsicht eine interessante<br />

Problemlösungsvariante, obwohl insgesamt viele Ähnlichkeiten mit<br />

<strong>der</strong> britischen Entwicklung zu beobachten sind. In beiden Län<strong>der</strong>n bildeten<br />

sich sowohl die Telegrafie als auch die Telefonie als Privatsysteme heraus;<br />

in beiden Län<strong>der</strong>n entstanden Wettbewerbssysteme, nachdem <strong>der</strong> jeweilige<br />

Patentschutz abgelaufen war, und in beiden Län<strong>der</strong>n löste sich <strong>der</strong> Wettbewerb<br />

in Privatmonopole auf. Hier aber scheiden sich die Wege. Während in<br />

Großbritannien das Privatmonopol in beiden Fällen in ein Staatsmonopol<br />

transformiert wurde, gelang es dem amerikanischen Kongress trotz häufiger<br />

Gesetzesinitiativen nie, einen solchen Schritt zu Ende zu führen.<br />

In den USA blieb das Monopol sowohl in <strong>der</strong> Telegrafie als auch in <strong>der</strong><br />

Telefonie privater Natur. Eine Zeit lang bestand sogar die Gefahr eines vollkommen<br />

integrierten horizontalen Monopols. Eine Ironie <strong>der</strong> Geschichte ist,<br />

dass <strong>der</strong> damalige Telegrafenmonopolist Western Union die Möglichkeit<br />

verstreichen ließ, die Bell-Patente zu minimalen Kosten aufzukaufen. Erst<br />

als Western Union die Gefahr erkannte, die ihr durch das Telefon drohte,<br />

klagte sie gegen die Bell-Gesellschaft wegen Patentverletzung. Das zu jener<br />

Zeit noch finanzschwache Bell-Unternehmen wurde dadurch in eine äußerst<br />

prekäre Lage gebracht. Beide Kontrahenten einigten sich schließlich 1881 −<br />

trotz überwältigen<strong>der</strong> ökonomischer und politischer Überlegenheit <strong>der</strong> Western<br />

Union − auf einen Kompromiss, <strong>der</strong> für die Western Union insofern<br />

von Vorteil war, als sie finanziell am Telefonwachstum beteiligt wurde und<br />

über Bereichsabsprachen ihre Domäne zumindest mittelfristig gesichert

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