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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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54 Kapitel 2<br />

wesen durch plötzliche Verän<strong>der</strong>ungen ihres Lebensraumes in nachteilige<br />

Positionen geraten können. Ebenso ist es möglich, dass Lebewesen auf<br />

Grund zuvor schon zufällig entwickelter Eigenschaften nach einer Umweltverän<strong>der</strong>ung<br />

zu vorteilhaften Positionen gelangen (Präadaption o<strong>der</strong> Prädisposition).<br />

Insofern gibt es kein allgemeines Optimum, son<strong>der</strong>n nur lokale<br />

Optima. Nicht alles, was existiert, ist optimal an seine spezifische Umwelt<br />

angepasst. Es gibt Formen, die funktionslos und sogar dysfunktional sind.<br />

Viele durch die Evolution erzeugte Formvarianten besitzen überhaupt keinen<br />

adaptiven Wert (Gould 1986; Wesson 1991). Gerade in <strong>der</strong> suboptimalen<br />

Anpassung wird das Wirken von Geschichte deutlich, wie Gould (1989)<br />

dies an dem eher schlecht angepassten »Daumen des Panda« sehr eindrucksvoll<br />

demonstriert. Seine Schlussfolgerung ist:<br />

Doch wenn Organismen eine Geschichte haben …, dann müssen von früheren<br />

Entwicklungsstufen Überreste erhalten bleiben. Solche Überreste <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />

die nach gegenwärtigen Begriffen sinnlos scheinen – das Nutzlose,<br />

Merkwürdige, Eigenartige, Ungereimte – sind die Zeichen <strong>der</strong> Geschichte. Sie<br />

liefern den Beweis, dass die Welt nicht in ihrer gegenwärtigen Form erschaffen<br />

worden ist. Wenn die Geschichte etwas vervollkommnet, verwischt sie ihre eigenen<br />

Spuren. (Gould 1989: 30)<br />

Evolution ist aus dieser Perspektive kein »glatter« und unilinearer Prozess.<br />

Kontingenz und Vielfalt beherrschen hier das Feld. <strong>Die</strong> Vielgestaltigkeit <strong>der</strong><br />

Lebensformen wird häufig mit <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Nischen begründet. An<strong>der</strong>erseits<br />

werden jedoch auch die Grenzen des Wandels thematisiert, die gerade<br />

in <strong>der</strong> Geschichtlichkeit <strong>der</strong> Formen, ihren spezifischen »generativen<br />

Verankerungen«, wie Wimsatt (1986) das ausdrückt, verortet werden müssen.<br />

Einmal gewählte Abzweigungen lassen sich im natürlichen Evolutionsprozess<br />

nicht mehr rückgängig machen.<br />

Schließlich wurde auf Phänomene verwiesen, bei denen die Formenvielfalt<br />

durch spezifische Entwicklungszwänge begrenzt wird. <strong>Die</strong>ser Zusammenhang<br />

ist eng verwandt mit dem Phänomen <strong>der</strong> Pfadabhängigkeit in<br />

technischen und wirtschaftlichen Prozessen, die letztlich in <strong>der</strong> positiven<br />

Rückkopplung einer früheren Situation auf die weitere Entwicklung gesehen<br />

wird. Hierdurch werden bestimmte Pfade wahrscheinlicher als an<strong>der</strong>e (Arthur<br />

1997). In diesem Sinne hat Gould (1988) den von David (1985) so treffend<br />

beschriebenen suboptimalen Schreibmaschinenstandard QWERTY als<br />

den »Pandadaumen <strong>der</strong> Technologie«, und in einem späteren Text (Gould<br />

1994) als Beispiel für die »Durchsetzungsfähigkeit des Unvollkommenen«<br />

bezeichnet.

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