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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Konklusion 307<br />

hierfür den Begriff »institutionelle Matrix« und versteht darunter ein interdependentes<br />

Gewebe von wirtschaftlichen und politischen Organisationen<br />

und Institutionen, die ihre Existenz wie<strong>der</strong>um an<strong>der</strong>en Institutionen verdanken.<br />

<strong>Die</strong> zunehmende Dichte solcher institutionellen Netzwerke erzeuge positive<br />

Externalitäten auf <strong>der</strong> Basis von Lerneffekten, Koordinationswirkungen<br />

über Verträge mit an<strong>der</strong>en Organisationen und adaptiver Erwartungssicherheit,<br />

basierend auf bereits existierenden institutionellen Arrangements. <strong>Die</strong>se<br />

Regelinterdependenz ist von Ernst Forsthoff (1971: 99) wie folgt beschrieben<br />

worden:<br />

<strong>Die</strong> Gesetzgebung leidet zuallererst an <strong>der</strong> Kompliziertheit des heutigen sozialen<br />

Ganzen. Das Netz <strong>der</strong> Interdependenzen ist so engmaschig, daß jede Verän<strong>der</strong>ung,<br />

sei es in <strong>der</strong> Form eines neuen Gesetzes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesetzesän<strong>der</strong>ung, eine<br />

Kettenreaktion auslösen kann, die <strong>der</strong>jenigen vergleichbar ist, die durch den gesamten<br />

Fahrplan hindurchgeht, wenn eine Hauptverbindung geän<strong>der</strong>t wird.<br />

Mo<strong>der</strong>ne Institutionensysteme implizieren komplexe Abhängigkeiten und<br />

Kohärenzanfor<strong>der</strong>ungen. Aus einer evolutionären Perspektive entstehen diese<br />

vielseitigen Passgenauigkeiten nicht automatisch, son<strong>der</strong>n bilden sich<br />

immer ex post, über langwierige gegenseitige Anpassungsbewegungen heraus.<br />

Wenn Lösungen einmal gefunden sind – sie müssen auch nicht die<br />

besten aller Welten sein – formieren sie sich zu wertvollen gemeinsamen<br />

Bezugspunkten. So stellen sie wertvolle Gravitationspunkte dar, an denen<br />

sich eine Akteurpopulation insgesamt orientiert und auf welche sich ihre<br />

Mitglie<strong>der</strong> gegenseitig einspielen können. <strong>Die</strong>se gegenseitige Anpassung,<br />

das »Sich-Einspielen« eines Gesamtzusammenhangs bezeichnen die Organisationssoziologen<br />

Michael Tushman, William Newman und Ealine Romanelli<br />

(1988: 709) als »fine-tuning«, in denen zum Beispiel eine zunehmende<br />

Passgenauigkeit von Strategie, Struktur, Beschäftigten und organisatorischen<br />

Prozessen entsteht.<br />

Individuelle Abweichungen von solchermaßen interaktiv ausbalancierten<br />

Regelstrukturen beschädigen die Berechenbarkeit im gesamten Akteurzusammenhang.<br />

Insofern kann es im langfristigen Interesse <strong>der</strong> beteiligten<br />

Akteure liegen, auch profitable Opportunitäten verstreichen zu lassen, weil<br />

ihnen die auf dem Status quo basierende Stabilität und Berechenbarkeit<br />

wichtiger ist als mögliche kurzfristige Zugewinne.<br />

<strong>Die</strong>ser konservierende Charakter von Regelinterdependenz lässt sich auch<br />

wahrscheinlichkeitstheoretisch begründen. Wie bereits oben das Bild des<br />

Kombinationsschlosses verdeutlichte, handelt es sich bei je<strong>der</strong> institutionellen<br />

Regelung um verknüpfte, in ihrer Kombination relativ unwahrschein-

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