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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 243<br />

Darüber hinaus zeigte sich die Bundespost, zumindest bis zur Mitte <strong>der</strong><br />

70er-Jahre, auch bei <strong>der</strong> Einführung von Computerverbindungen über <strong>Telekommunikation</strong>snetze<br />

relativ konziliant, solange es sich nicht um den Weiterverkauf<br />

von Mietleitungskapazitäten handelte. In diesem Kontext konnten<br />

Spezialnetze wie START, SWIFT und DATEV errichtet werden, die in<br />

den 70er- und 80er-Jahren hohe Wachstumsraten verzeichneten.<br />

Eine Maßnahme, die ebenfalls die Akzeptanz <strong>der</strong> Monopolstellung <strong>der</strong><br />

Bundespost för<strong>der</strong>te war, dass sie bei <strong>der</strong> Planung neuer <strong>Die</strong>nste (ab Mitte<br />

<strong>der</strong> 70er-Jahre) die Wirtschaft beteiligte und insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Bildschirmtext<br />

(BTX)-Einführung den Markt <strong>der</strong> Endgeräte den privaten Herstellern<br />

vollkommen überlassen wollte (Schnei<strong>der</strong> 1989). Konflikte mit <strong>der</strong><br />

Industrie entstanden erst, als die Bundespost versuchte, ihre Beteiligung an<br />

den neuen Märkten in stärkerem Maße auszudehnen, als zunächst vorgesehen<br />

war: so mit <strong>der</strong> Direktrufverordnung im Jahre 1974, mit <strong>der</strong> das Fernmeldemonopol<br />

nun auch im Datenkommunikationsbereich durchgesetzt<br />

werden sollte und mit dem Engagement im Markt für Fax-Geräte.<br />

Zentral für das Verständnis <strong>der</strong> deutschen Entwicklung ist, dass hier keine<br />

einflussreichen Nutzerinteressen im Vor<strong>der</strong>grund standen, wie dies in Großbritannien<br />

o<strong>der</strong> den USA <strong>der</strong> Fall war. In <strong>der</strong> Literatur wird zwar häufig auf<br />

die zunehmende Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong> für internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit hingewiesen. In <strong>der</strong> Bundesrepublik spielten solche<br />

Reformmotive jedoch eine untergeordnete Rolle. Ein Indiz dafür ist das<br />

Verhalten des kommunikationsintensiven Banken- und Versicherungssektors,<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Reformdiskussion eher im Hintergrund stand und nur einen<br />

vergleichsweise geringen Einfluss ausübte. Im Vergleich zum britischen Finanzsektor<br />

war das Kommunikationsverhalten <strong>der</strong> deutschen Banken und<br />

Versicherungen schon immer tendenziell zurückhaltend, was aber nicht bedeutet,<br />

dass diese nicht auch an niedrigeren Gebühren interessiert gewesen<br />

wären. Wie schon erwähnt, waren die wenigen Akteure, die sich aus <strong>der</strong><br />

Nutzerperspektive für radikale Verän<strong>der</strong>ungen stark machten, organisatorisch<br />

schwach und politisch einflusslos. Spezielle Nutzerorganisationen zu<br />

jener Zeit waren <strong>der</strong> Verband <strong>der</strong> Postbenutzer (Repräsentant von etwa<br />

3.000 Firmen) und die DEUTSCHE TELECOM (Repräsentant von rund<br />

100 Großfirmen). Beide hatten weiter gehende Än<strong>der</strong>ungen gefor<strong>der</strong>t, übten<br />

jedoch nur geringen Einfluss auf den politischen Entscheidungsprozess aus.<br />

Bedeutend größeren Einfluss hatten die Wirtschaftsinteressen, die über<br />

die großen Dachverbände Bundesverband <strong>der</strong> Deutschen Industrie (BDI),<br />

Deutscher Industrie- und Handelstag (DIHT) und schließlich den Branchenverband<br />

Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenhersteller (VDMA)

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