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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Steuerungsstrukturen großtechnischer Systeme 51<br />

Giesen 1986; Mayntz 1995; Müller/Schmid 1995), aber die von <strong>der</strong> Evolutionstheorie<br />

– in ihrer mo<strong>der</strong>nisierten Variante! – skizzierte Prozessdynamik<br />

scheint gegenwärtig die überzeugendste Theorie von Wandlungsprozessen<br />

zu sein. In <strong>der</strong> Tat »ist die Evolutionstheorie wie Gummi, sie lässt sich solange<br />

dehnen, bis sie viele Dinge abdeckt« (Wesson 1995: 55). Mit mo<strong>der</strong>nisierter<br />

Evolutionstheorie sind insbeson<strong>der</strong>e jene Strömungen gemeint, in<br />

denen die rein biologische Evolutionstheorie mit ökologischen, kulturellen<br />

und komplexitätstheoretischen Konzepten angereichert wird. Derart übergreifende<br />

und integrierte Darstellungen sind in allgemein verständlicher<br />

Form beispielsweise von Lewin (1996), Wesson (1995), Sigmund (1995)<br />

und Kauffman (1996) vorgelegt worden (einen systematischen Überblick<br />

gibt An<strong>der</strong>son 1999).<br />

Aus einer solchermaßen übergreifenden Perspektive werden die <strong>Transformation</strong>en,<br />

die die Steuerungs- und Regelungsstrukturen von <strong>Telekommunikation</strong>ssystemen<br />

in ihrer Geschichte durchlaufen haben, als komplexer Anpassungsprozess<br />

betrachtet, in dem absichtsvoll konstruktives und steuerndes<br />

Problemlösungsverhalten mit ungeplant natürlichen Entwicklungen zusammenwirkte<br />

(Mayntz 2000). Um diese scheinbar paradoxe Einheit unterschiedlicher<br />

Prozesse zusammenzudenken, wird <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Makroevolution<br />

verwendet (Stanley 1979; Eldredge 1989), in den ferner auch noch<br />

die Theorie <strong>der</strong> kulturellen Evolution integriert wird.<br />

Makroevolution geht von Ebenen- und Bereichsdifferenzierungen im gesamtem<br />

Evolutionsprozess von Materie, Leben und Kultur aus, in denen<br />

sich die unterschiedlichen Ebenen nach eigenen Gesetzmäßigkeiten und<br />

Entwicklungslogiken entwickeln. Jede Ebene hat ihre eigene Realität, und<br />

ihre Funktionsweise ist nicht aus einer an<strong>der</strong>en Ebene deduzierbar. <strong>Die</strong> Ebenen<br />

und Bereiche sind jedoch weiterhin aufeinan<strong>der</strong> bezogen und hängen<br />

voneinan<strong>der</strong> ab. <strong>Die</strong>ser Zusammenhang und die Interdependenz relativ autonomer<br />

Teile im Entwicklungsprozess werden gelegentlich als Koevolution<br />

bezeichnet. Spezialisierte Ebenen und Bereiche, unterschiedliche Akteure,<br />

Populationen und Teilpopulationen reagieren aufeinan<strong>der</strong> und interagieren<br />

miteinan<strong>der</strong>; sie stellen sich langfristig in einem »Fließgleichgewicht« aufeinan<strong>der</strong><br />

ein. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass die sozialökologische Gesamtentwicklung,<br />

die Makroevolution <strong>der</strong> Gesellschaft, kein monadenhafter Prozess ist, <strong>der</strong><br />

von einer einzigen umfassenden Logik gesteuert wird, son<strong>der</strong>n ein heterogenes<br />

Ganzes darstellt, in dem das Zusammenwirken <strong>der</strong> vielen Evolutionseinheiten<br />

letztlich nicht hierarchisch, son<strong>der</strong>n eher spontan durch gegenseitige<br />

Anpassung koordiniert wird.

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