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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 255<br />

Europäischen Gemeinschaft forcierte Liberalisierungspolitik mit Anpassungsbewegungen<br />

und Modifikationen ihrer Interessen reagierten. Dass <strong>der</strong> kunstreich<br />

ausgehandelte Reformkompromiss schon nach wenigen Jahren obsolet<br />

war und zu weiteren, radikaleren Verän<strong>der</strong>ungen führte, war nicht nur eine<br />

Folge <strong>der</strong> durch die deutsche Wie<strong>der</strong>vereinigung entstandenen Finanzzwänge,<br />

son<strong>der</strong>n vor allem auch das Ergebnis einer Beschleunigung <strong>der</strong> Liberalisierung<br />

auf europäischer und internationaler Ebene. Hierdurch wurde eine<br />

Situation geschaffen, die auch die SPD, trotz starker Bindung an die einflussreiche,<br />

status-quo-orientierte Postgewerkschaft, davon überzeugen<br />

konnte, dass man langfristig um eine Privatisierung <strong>der</strong> Bundespost nicht<br />

herumkommen wird.<br />

6.6 Frankreich: Merkantilismus und Markterweiterung<br />

im europäischen Kontext<br />

Der institutionelle Wandel in <strong>der</strong> französischen <strong>Telekommunikation</strong> ist offenbar<br />

in noch stärkerem Maße als in Deutschland durch internationale<br />

Zwänge forciert worden, vor allem durch EG-Aktivitäten. <strong>Die</strong> angelsächsischen<br />

wie auch die japanischen Vorgänge hatten auf die Franzosen, so <strong>der</strong><br />

damalige Chef <strong>der</strong> französischen <strong>Telekommunikation</strong>sverwaltung (DGT)<br />

Jacques Dondoux, »wie ein Elektroschock gewirkt« (Cohen 1992: 257). In<br />

<strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> 80er-Jahre waren es vor allem bürokratische Initiativen, die<br />

sich für eine dosierte Liberalisierung und damit verbundene Organisationsreformen<br />

einsetzten. <strong>Die</strong>se konnten allerdings erst Ende <strong>der</strong> 80er-Jahre realisiert<br />

werden. Frankreich gehört daher wie die Bundesrepublik Deutschland<br />

zu den späten und mo<strong>der</strong>aten Liberalisierern. Obwohl die französischen<br />

Maßnahmen ganz offen als Anpassungsstrategien an die neue internationale<br />

Umwelt thematisiert wurden, blieben diese im Grunde eher defensiv ausgerichtet.<br />

Im Vergleich zur deutschen Reform blieb <strong>der</strong> Staatseinfluss auf die<br />

neue <strong>Telekommunikation</strong>sverwaltung France Télécom größer. Auch die Monopolgrenzen<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Netze wurden großzügiger gezogen als auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Rheinseite, obwohl beide Reformergebnisse letztlich ähnlich<br />

sind. Auch dieser Prozess lässt sich, entsprechend dem hier verwendeten<br />

Schema, durch eine eigentümliche Interessenstruktur, eine beson<strong>der</strong>e institutionelle<br />

Verankerung und eine spezifische französische Politikstruktur erklären.

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