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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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296 Kapitel 7<br />

sierten Bell-System viel früher erreicht als in den staatlichen <strong>Telekommunikation</strong>snetzen<br />

Europas und Japans. Typische Erscheinungen staatlicher<br />

Systeme waren chronische Finanzknappheit und das damit zusammenhängende<br />

gebremste Wachstum. Dass es Staatsverwaltungen an einer kommerziellen<br />

Orientierung mangelt, ist letztlich keine Frage <strong>der</strong> psychischen Disposition<br />

von Beamten, son<strong>der</strong>n von institutionellen Anreizstrukturen, die<br />

bestimmte Einstellungen stabilisieren o<strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>n.<br />

Aus ähnlichen Gründen zeigten öffentliche Systeme auch eine gebremste<br />

Bereitschaft, neue Technologien (Netzausrüstung, neue <strong>Die</strong>nste) frühzeitig<br />

einzuführen. Auch hier war das privatwirtschaftliche US-System den an<strong>der</strong>en<br />

überlegen, obwohl, wie sich schon in den 70er-Jahren zeigte, auch industriepolitisch<br />

unterstützte Ausbaustrategien beeindruckende Innovationskräfte<br />

freisetzen konnten (Japan und Frankreich). Am stärksten konnten sich<br />

diese Kräfte jedoch dann entfalten, wenn privatwirtschaftlich organisierte<br />

Betreiber unter Marktbedingungen konkurrierten, was beson<strong>der</strong>s die fast<br />

Schwindel erregenden Verän<strong>der</strong>ungen seit den 90er-Jahren deutlich machen.<br />

Viele <strong>der</strong> bislang erörterten Performanzaspekte von <strong>Telekommunikation</strong>ssystemen<br />

können unter <strong>der</strong> allokativen (Kosten) und dynamischen (Innovation)<br />

Effizienz von technischen Systemen subsumiert werden. In Bezug auf<br />

beide Performanzkriterien waren privatwirtschaftliche Systeme den staatlichen<br />

deutlich überlegen − ein Ergebnis, das auch durch die Theorie <strong>der</strong> Eigentumsrechte<br />

gestützt wird. <strong>Die</strong> klassische These hierzu lautet, dass private<br />

Verfügungsrechte zu einem effizienteren Umgang mit Ressourcen anregen<br />

als öffentliches Eigentum (Alchian/Demsetz 1973; Alessi 1987).<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite sollte nicht übersehen werden, dass allokative und<br />

dynamische Effizienz nur einen beschränkten Ausschnitt vieler denkbarer<br />

Performanzkriterien darstellen. Leistungsfähigkeit kann auch darin bestehen,<br />

dass ein System in <strong>der</strong> Lage ist, bestimmte soziale Gerechtigkeitsideale<br />

o<strong>der</strong> technische o<strong>der</strong> politische Sicherheitsziele zu erfüllen, ohne dass<br />

gleichzeitig an Wirtschaftlichkeit gedacht wird. <strong>Die</strong> Frage nach <strong>der</strong> differenziellen<br />

Leistungsfähigkeit institutioneller Strukturen lässt sich somit nicht<br />

generell, son<strong>der</strong>n immer nur in Bezug auf jeweils spezifizierte Leistungsdimensionen<br />

beantworten, die unter Umständen vollkommen unabhängig<br />

voneinan<strong>der</strong> sind. Private und öffentliche Rechtsformen besitzen ihre Vorund<br />

Nachteile, genauso wie Märkte und Hierarchien ihre jeweiligen Stärken<br />

und Schwächen besitzen (Wolf 1979; Alessi 1982; Vining/Weimer 1990).<br />

Ein allgemeiner Effizienzmaßstab ließe sich letztlich nur in Bezug auf<br />

die Gesamtanfor<strong>der</strong>ungen konstruieren, die ein spezifischer Überlebenskon-

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