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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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230 Kapitel 6<br />

Das Postministerium stützt sich auf verschiedene Ausschüsse, die gesetzlich<br />

vorgesehen sind, und eine Reihe von adhoc-Kommissionen, die sich mit speziellen<br />

Themen befassen. <strong>Die</strong>se Organe dienen als Forum zur Konsenserzielung<br />

zwischen Postministerium und an<strong>der</strong>en interessierten Gruppen.<br />

<strong>Die</strong> Regierungspartei verfügt über ein differenziertes Komitee-System, das<br />

sowohl die Struktur <strong>der</strong> <strong>Die</strong>t-Ausschüsse als auch die ministerielle Arbeitsteilung<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt. Bei den Ministerien wie<strong>der</strong>um sind unzählige Diskussionsräte<br />

und Beratungsgremien angesiedelt, über welche enge Kooperationsbeziehungen<br />

zu den Dachverbänden <strong>der</strong> japanischen Wirtschaftsinteressen<br />

formalisiert werden.<br />

Parlament und Parteien<br />

<strong>Die</strong> Bereiche Parteien und Parlament sind von <strong>der</strong> Politikwissenschaft lange<br />

unterschätzt worden. Viele betrachteten den <strong>Die</strong>t als Ratifikationsorgan, das<br />

außerparlamentarisch ausgehandelte Entscheidungen nur noch mit einem<br />

offiziellen Stempel versieht (Shaw 1990). Für eine solche Einschätzung<br />

spricht insbeson<strong>der</strong>e seine faktische Entscheidungsposition und Ressourcenausstattung.<br />

Er ist ein schwaches Parlament, insbeson<strong>der</strong>e wenn man es mit<br />

dem amerikanischen Kongress vergleicht (Boyd 1987: 68; Johnson 1989:<br />

199). An<strong>der</strong>erseits heißt dies aber nicht, dass <strong>der</strong> japanische Parlamentarismus<br />

vollkommen machtlos wäre. Seit den 80er-Jahren wurde immer wie<strong>der</strong><br />

auf die wachsende Bedeutung von Parlament und Parteienpolitik hingewiesen<br />

(Muramatsu/Krauss 1984).<br />

Ein Grund dafür ist, dass die LDP gegenüber <strong>der</strong> Bürokratie in den letzten<br />

Jahrzehnten an Autonomie gewonnen hatte. <strong>Die</strong> in <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />

fast permanent regierende LDP war schon immer ein zentraler Machtfaktor<br />

im japanischen Parlament. Sie ging 1955 aus einer − durch den Spitzenverband<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft motivierten − Vereinigung verschiedener Gruppierungen<br />

hervor, die heute noch (in modifizierter Form) in um einflussreiche Persönlichkeiten<br />

gruppierten Fraktionen weiterhin eine wichtige Rolle spielen.<br />

Sie beeinflusst die Wahl des Premiers, die Ernennung <strong>der</strong> Minister und<br />

Parteiführer. Sie ist konstitutives Element eines Systems <strong>der</strong> »strukturellen<br />

Korruption« (Stockwin 1987), das mit dem japanischen Wahlrecht und <strong>der</strong><br />

starken Spendenabhängigkeit verbunden ist. Hinzu kommt, dass die LDP über<br />

eine relativ schwache Massen- und Organisationsbasis verfügt, während die<br />

Abgeordneten wie<strong>der</strong>um stark von <strong>der</strong> Partei abhängig sind. In einem solchen<br />

Kontext kann die Großwirtschaft über Wahlkampffinanzierung wirksamen<br />

Einfluss auf Politikentscheidungen ausüben.

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