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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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220 Kapitel 6<br />

Staatseisenbahn war die NTT ein prosperierendes Unternehmen, das eine<br />

vergleichsweise hohe Produktivität verzeichnete und dem japanischen Staat<br />

seit Jahrzehnten riesige Gewinne einfuhr. Beeindruckend ist beson<strong>der</strong>s das<br />

historische Leistungsprofil: Innerhalb weniger Jahre war es <strong>der</strong> NTT gelungen,<br />

das in den 50er-Jahren noch unter den Kriegsfolgen leidende Telefonnetz<br />

in die Mo<strong>der</strong>ne zu katapultieren. Hierdurch gelang es Japan bereits in<br />

den 70er-Jahren, die europäischen Län<strong>der</strong> zu überholen. Hinzu kommt, dass<br />

die NTT und ihre Firmenfamilie schon seit fast zwei Jahrzehnten zur Innovationsspitze<br />

in <strong>der</strong> internationalen Telematik gehörten. Vor diesem Hintergrund<br />

ist es kein Zufall, dass das Konzept <strong>der</strong> Informationsgesellschaft gerade<br />

in Japan entwickelt wurde.<br />

Wie schon in <strong>der</strong> amerikanischen Entwicklung beobachtet werden konnte,<br />

wirkte auch in Japan die überdurchschnittliche historische Performanz von<br />

Regelungsstrukturen nicht notwendigerweise konservierend und stabilisierend.<br />

Gerade eine hervorragende Leistung kann Auslöser für institutionellen<br />

Wandel in <strong>der</strong> Hinsicht sein, dass eine Organisation sich selbst letztlich überflüssig<br />

macht. Eine häufig verwandte Argumentationslinie in Japan war,<br />

dass das Staatsmonopol seine historische Aufgabe (Schaffung eines universellen<br />

Telefonnetzes) erfüllt habe, und man jetzt in eine neue Ära eingetreten<br />

sei, die nur mit privatwirtschaftlichen Organisationsstrukturen zu bewältigen<br />

sei (Kato 1986: 61).<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite war das System natürlich we<strong>der</strong> »die beste aller<br />

Welten«, noch das Verhältnis zwischen NTT, KDD und den japanischen<br />

<strong>Telekommunikation</strong>snutzern reine Harmonie. Wie in den an<strong>der</strong>en Industrielän<strong>der</strong>n<br />

begann sich während <strong>der</strong> 70er-Jahre auch in Japan eine Koalition<br />

von Großnutzern zu formieren, die sich für eine Liberalisierung <strong>der</strong> Telematik<br />

und für größere Freiheiten in <strong>der</strong> Einrichtung firmeninterner Kommunikationsnetze<br />

einsetzten. Hierbei gerieten diese mit <strong>der</strong> NTT in Konflikt,<br />

die ebenfalls stark in diesem Bereich expandierte. Vor allem die rasche<br />

Globalisierung <strong>der</strong> japanischen Industrie in den 70er-Jahren hatte hier neue<br />

Bedürfnisse geschaffen. Der Export diverser Schmutzindustrien (wie beispielsweise<br />

die Chemieindustrie) auf Grund <strong>der</strong> zunehmend restriktiven<br />

Umweltschutzgesetze und die Umgehungsversuche <strong>der</strong> Importbeschränkungen<br />

in Europa und den USA hatten seit Mitte <strong>der</strong> 70er-Jahre zu einem explosiven<br />

Wachstum von Auslandsinvestitionen geführt. Hiermit entstanden<br />

neue Kommunikationsanfor<strong>der</strong>ungen. Wie dies in den 60er- und frühen<br />

70er-Jahren von amerikanischen Multis vorexerziert wurde, richteten auch<br />

die Japaner zur Koordination ihrer Auslandstöchter spezifische firmenbezogene<br />

»corporate telecommunications networks« ein, für welche die traditio-

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