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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Konvergente Evolution und strukturelle Stabilität 145<br />

die USA verfolgten den Son<strong>der</strong>weg <strong>der</strong> externen staatlichen Regulierung.<br />

Das komplizierteste Entwicklungsmuster weist Italien auf. Auch dort wurden<br />

Post, Telegraf und Telefon zunächst in das PTT-System integriert.<br />

Später, in den 20er-Jahren, wurden Teilbereiche des Telefons aus dem<br />

Komplex aber wie<strong>der</strong> herausgelöst. Seit den 20er-Jahren existierten unter<br />

den fortgeschrittenen Industrielän<strong>der</strong>n daher drei Varianten von Regelungsstrukturen:<br />

1. die integrierte staatliche Post- und <strong>Telekommunikation</strong>sverwaltung<br />

(Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Japan);<br />

2. die regulierten Privatmonopole in Telegrafie und Telefon (USA);<br />

3. <strong>der</strong> italienische Mischtypus.<br />

Innerhalb des PTT-Modells selbst tauchen ebenfalls Variationen auf. Jedes<br />

nationale System stellte im Grunde eine eigenständige technische und institutionelle<br />

Mischung dar. Der mangelnde Wettbewerb in einem noch schwach<br />

integrierten Weltmarkt (sowohl für Ausrüstungsgüter als auch <strong>Telekommunikation</strong>sdienste)<br />

übte noch wenig Zwang auf eine zwischenstaatliche institutionelle<br />

Angleichung aus. <strong>Die</strong> nationalen Entwicklungen waren segmentär<br />

differenziert (Genschel/Werle 1996). Selbst offenkundige Leistungsunterschiede<br />

setzten nur geringe Anreize für institutionelles Imitationsverhalten.<br />

Zur komparativen Effizienz von Regelungsstrukturen<br />

Das in je<strong>der</strong> Hinsicht leistungsfähigste <strong>der</strong> sechs Systeme war dasjenige von<br />

Bell. Eine private Verfassung, eine vollständige vertikale Integration und<br />

ein De-facto-Monopol waren mit einem Regulierungssystem kombiniert,<br />

das langfristige Netzexpansion prämierte. Nicht nur unter den hier untersuchten<br />

Län<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n auch aus globaler Perspektive schneidet das US-<br />

System am besten ab. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass die<br />

Weltkriege in Europa und Japan jeweils tiefe Wachstumseinschnitte verursachten.<br />

Wie durch Abbildung 3-3 in Kapitel 3 gezeigt wurde, hatte das amerikanische<br />

Telefonsystem als weltweit erstes System schon in den 60er-Jahren<br />

den Vollausbau erreicht; auch bei den übrigen Performanzindikatoren<br />

nimmt das Bell-System in den 60er-Jahren ganz klar die Spitzenposition ein.<br />

Ein wichtiger Indikator in dieser Hinsicht sind beispielsweise die Wartelisten<br />

für einen Telefonanschluss, die auf eine unterschiedliche Responsivität<br />

<strong>der</strong> Systeme hinweisen, die entstehende Nachfrage zu bedienen (Abbildung<br />

4-2). <strong>Die</strong> Charakterisierung als »the world’s best telephone system«<br />

durch den bekannten Informationsökonomen Marc Porat (1978: 24) hatte<br />

seine Berechtigung.

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