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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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288 Kapitel 6<br />

Aus dieser Perspektive lässt sich <strong>der</strong> »unwahrscheinliche Ausbruch« wie<br />

folgt rekonstruieren: Der amerikanische Durchbruch erfolgte auf Grund einer<br />

spezifischen institutionellen Verankerung und einer beson<strong>der</strong>en nationalen<br />

Politökologie, in <strong>der</strong> die durch die technische Revolution getriebenen institutionellen<br />

<strong>Transformation</strong>en qua Erosion erfolgen konnten. Dadurch, dass<br />

das amerikanische <strong>Telekommunikation</strong>ssystem bereits privatwirtschaftlich<br />

verfasst war und nur durch das Regulierungsmodell ergänzt wurde, war die<br />

Ausbruchswahrscheinlichkeit dort viel höher als in den institutionell stark<br />

befestigten Staatsmonopolen. Das Monopol wurde dort bereits seit Ende <strong>der</strong><br />

60er-Jahre (Carterphone- und MCI-Entscheidungen <strong>der</strong> Gerichte, Endgeräteund<br />

Computerentscheidungen <strong>der</strong> FCC) zunehmend aufgeweicht, was<br />

schließlich in <strong>der</strong> AT&T-Zerlegung kulminierte. Möglich war dies, weil mit<br />

diesem speziellen Regulierungsarrangement eine geringe institutionelle Verankerung,<br />

gleichzeitig aber auch eine stark reformorientierte Interessenstruktur<br />

und eine hohe strukturelle Entscheidungsfähigkeit <strong>der</strong> damit befassten<br />

Entscheidungssysteme verbunden war.<br />

<strong>Die</strong>ser amerikanische Prozess blieb für die übrigen Län<strong>der</strong> nicht ohne<br />

Folgen. Mit dem einseitigen Ausbruch des weltgrößten <strong>Telekommunikation</strong>ssystems<br />

wurde auch auf internationaler Ebene das traditionelle institutionelle<br />

Gleichgewicht zerstört. <strong>Die</strong> institutionellen Verän<strong>der</strong>ungen in den<br />

USA führten zu einem drastischen Abbau regulativer Einschränkungen <strong>der</strong><br />

AT&T, aber auch zu einer Öffnung <strong>der</strong> Endgeräte- und Ausrüstungsmärkte.<br />

<strong>Die</strong>se Chance wurde von den exportstarken Län<strong>der</strong>n (insbeson<strong>der</strong>e Japan)<br />

freudig wahrgenommen. Um in diesem »Welthandelsspiel« nicht die schlechteste<br />

Auszahlung zu erzielen, wirkte die Supermacht USA über bi- und<br />

multilaterale Kanäle auf ihre Handelspartner ein, um diese über Persuasion<br />

und Sanktionsandrohung ebenfalls zu Marktöffnungen zu zwingen. Parallel<br />

dazu versuchten die Auslandstöchter <strong>der</strong> amerikanischen Konzerne sich in<br />

Europa für ähnliche »Kommunikationsfreiheiten« einzusetzen, die ihren<br />

Müttern schon in den Vereinigten Staaten gewährt wurden. In einer ersten<br />

Welle breitete sich <strong>der</strong> institutionelle Wandel somit über Druck nach Japan<br />

und über Sog nach Großbritannien aus. <strong>Die</strong>s waren gleichzeitig auch jene<br />

Län<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Ausbruchswahrscheinlichkeiten aus dem alten Stabilitätsgebiet<br />

auf Grund einer mächtigen und radikalen Reformkoalition, loser institutioneller<br />

Verankerung in <strong>der</strong> alten Ordnung und eines stark handlungsfähigen<br />

kollektiven Entscheidungssystems deutlich höher waren als in den<br />

übrigen hier untersuchten Staaten.<br />

Wie bereits die Ausstrahlung <strong>der</strong> US-Entwicklung auf Großbritannien<br />

und Japan dort den institutionellen Wandel in Richtung Liberalisierung und

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