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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 223<br />

tierte im japanischen Reformprozess somit eine mächtige − wenn auch nicht<br />

konfliktfreie − Allianz mit transnationaler Reichweite, in welcher das Finanzministerium<br />

(das mächtigste und prestigereichste Ministerium in Japan),<br />

das MITI, <strong>der</strong> industrielle Spitzenverband Keidanren (welcher zwischen den<br />

Interessen <strong>der</strong> Computerindustrie und denen <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>sindustrie<br />

vermittelte) und die amerikanische Regierung als die wichtigsten<br />

Policy-Akteure agierten.<br />

<strong>Die</strong>ser Reformkoalition stand eine Vetokoalition gegenüber, die hauptsächlich<br />

vom Postministerium (MPT) angeführt wurde und im Wesentlichen<br />

den NTT-Komplex mit <strong>der</strong> Firmenfamilie und den Gewerkschaften umfasste.<br />

<strong>Die</strong> Absichten dieser Vetokoalition zielten interessanterweise nicht<br />

auf die Zementierung des Status quo. Sogar das MPT und Teile <strong>der</strong> NTT<br />

unterstützten vorsichtige Privatisierungs- und Liberalisierungsmaßnahmen.<br />

Es sollte jedoch nicht übersehen werden, dass auch innerhalb dieser Vetogruppe<br />

starke Interessenkonflikte existierten. Dem Ministerium für Postund<br />

<strong>Telekommunikation</strong> ging es vor allem darum, seine ehemalige Position<br />

und Größe wie<strong>der</strong>zuerlangen. Als Kommunikationsministerium war es bis<br />

zum Zweiten Weltkrieg eine Art Superministerium gewesen, das neben Post<br />

und <strong>Telekommunikation</strong> auch den Transportsektor kontrollierte. Durch die<br />

Abtrennung des Transportsektors und <strong>der</strong> unter <strong>der</strong> amerikanischen Besatzung<br />

erfolgten Aufspaltung dieses Ministeriums (Abtrennung von NTT und<br />

KDD) war diese Machtstellung nachhaltig eingeschränkt worden. Trotzdem<br />

verfügte das Postministerium mit seinem dichten Netz von Postämtern und<br />

Postsparkassen vor allem im ländlichen Bereich über eine riesige Einflusssphäre,<br />

was häufig zu Konflikten mit dem Finanzministerium führte. Schließlich<br />

konnte das MPT in den 70er-Jahren durch die zunehmende industrieund<br />

infrastrukturpolitische Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong> Ansätze seiner<br />

ursprünglichen Stellung wie<strong>der</strong> zurückgewinnen. Eine Realisierung <strong>der</strong><br />

For<strong>der</strong>ungen des MITI und <strong>der</strong> Großwirtschaft im telekommunikationspolitischen<br />

Reformprozess (vollkommene Privatisierung und Aufspaltung <strong>der</strong><br />

NTT nach AT&T-Muster) hätte diese Position wie<strong>der</strong> stark beschädigt.<br />

Weitere Gegner von Liberalisierung und Privatisierung waren die Gewerkschaften,<br />

die in Japan sehr enge Bindungen zur Sozialistischen Partei<br />

unterhielten. Beide Akteure hatten jedoch geringen Einfluss auf das Reformergebnis,<br />

obwohl auch ihre Interessen letztlich zumindest in einem gewissen<br />

Maße berücksichtigt wurden. <strong>Die</strong> allgemein schwache Position <strong>der</strong><br />

japanischen Gewerkschaften ist bekannt. <strong>Die</strong> größte Gewerkschaft im <strong>Telekommunikation</strong>sbereich<br />

ist die Japan Telecommunications Workers‘ Union<br />

(ZENDENTSU), von <strong>der</strong> mehr als 250.000 Angestellte <strong>der</strong> NTT und Toch-

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