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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Steuerungsstrukturen großtechnischer Systeme 57<br />

Lebens überhaupt als ungesteuerter Zufallsprozess konzipiert werden kann.<br />

Mit Fitnesslandschaft konnte Wright bereits die Umrisse eines Pfades <strong>der</strong><br />

Theorieentwicklung zeichnen, den die Evolutions- und Komplexitätstheorie<br />

Jahrzehnte später dann mit komplexen Computersimulationen weiterverfolgen<br />

sollte. Wright ging davon aus, dass in einem Raum von 10 1000 Kombinationsmöglichkeiten<br />

die Wahrscheinlichkeit, eine angepasste Kombination<br />

zu treffen, letztlich so astronomisch niedrig wäre, dass zufällige Evolution<br />

nicht zu erklären sei. Aus <strong>der</strong> Unmöglichkeit einer direkten Kombination<br />

folgerte Wright dann, dass die Evolution nur über einen Prozess <strong>der</strong> schrittweisen<br />

Adaption von Teilkombinationen verlaufen konnte, den er dann mit<br />

einem steinigen Suchprozess in einer zerklüfteten Fitnesslandschaft veranschaulichte<br />

(Wright 1932: 162–164). Der Grundmechanismus besteht dabei<br />

in Versuch und Irrtum. Aus Grundformen heraus entstehen Neukombinationen<br />

und Erweiterungen, die auf ihre Überlebenstauglichkeit getestet werden.<br />

<strong>Die</strong>ser Prozess verläuft über unmerklich kleine Schritte und benötigt lange<br />

Zeiträume.<br />

Zu einem besseren Verständnis dieser Logik hat vor allem die Computersimulation<br />

beigetragen (Dawkins 1990; Küppers 1990). <strong>Die</strong> Grundidee dieser<br />

Programme ist, die Logik <strong>der</strong> differentiellen Reproduktion auf zunehmend<br />

komplexer werdende Genverbindungen anzuwenden, wobei bereits<br />

Teilstücke solcher Verbindungen höhere Adaptionswerte erreichen. <strong>Die</strong>s<br />

kann mit dem Bild des Kombinationsschlosses eines Safes veranschaulicht<br />

werden, das einst Herbert Simon (1961: 104) in seiner berühmten »Architektur<br />

<strong>der</strong> Komplexität« verwendet hat: Angenommen das Problem ist, bei<br />

einem zehnstelligen Ziffernschloss mit Ziffern von 0 bis 99 die Zielkombination<br />

zu finden. Nach den Gesetzen <strong>der</strong> Kombinatorik wäre dies eine einzige<br />

Kombination aus einem Möglichkeitsraum von 100 10 Kombinationen.<br />

<strong>Die</strong> Wahrscheinlichkeit, über eine zufällige Einstellung (das heißt über eine<br />

Ein-Schritt-Selektion) die betreffende Zielsequenz zu finden, ist damit 1/<br />

100 10 , also unendlich klein. Wird nun angenommen, das Schloss wäre<br />

defekt und ließe bei je<strong>der</strong> richtigen Einstellung einer Zifferscheibe einen<br />

leichten Klick hören, dann ist die maximale Anzahl von Einstellungen, die<br />

geprüft werden muss, 10×100, also eher überschaubar.<br />

Analog dazu wird nun davon ausgegangen, dass komplexe Lebensformen<br />

sich aus Modifikationen einfacher Lebensformen entwickeln und dass schon<br />

Teile dieser Kombinationssequenzen erhöhte Reproduktionsfähigkeit besitzen.<br />

<strong>Die</strong> Evolutionswahrscheinlichkeit erhöht sich hierdurch drastisch. Voraussetzung<br />

ist ein Selektionsmechanismus, <strong>der</strong> nach je<strong>der</strong> Variation feststellen<br />

kann, ob die Variationsprodukte sinnvolle o<strong>der</strong> überlebensfähige Sequenzen

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