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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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74 Kapitel 2<br />

institutionellen Elementen wirken beschränkend und schaffen unter Umständen<br />

ein langfristiges suboptimales Gleichgewicht. Auch hier ist impliziert,<br />

dass nur eine »schöpferische Zerstörung« des Regelsystems weitere evolutionäre<br />

Innovationen zulässt. Bei North ist <strong>der</strong> technische Wandel die Kraft,<br />

die das Gleichgewicht immer wie<strong>der</strong> zerstört und mittels drastischer Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> relativen Preise die Partner auf den Gedanken kommen lässt,<br />

dass sie sich nach einer Redefinition des Vertrags deutlich besser stellen.<br />

Eine weitere Möglichkeit diskontinuierlichen institutionellen Wandels<br />

lässt sich sowohl aus den bewussten internen Variations- und Selektionsmöglichkeiten<br />

(in Organisationen und gesellschaftlichen Teilbereichen wie<br />

zum Beispiel <strong>der</strong> Politik) als auch <strong>der</strong> beschleunigten Übertragungsmöglichkeiten<br />

in <strong>der</strong> kulturellen Evolution ableiten. Eine positive Setzung von<br />

Institutionen und ihre bewusste Selektion muss nicht ökonomischen Effizienzkriterien<br />

folgen, son<strong>der</strong>n sie kann rein dezisionistisch begründet sein.<br />

Kraft einer bestimmten Willensbestrebung können Akteure, wenn sie mit<br />

den entsprechenden Machtressourcen ausgestattet sind, irgendeine Institution<br />

auf Grund rein willkürlicher Kriterien auswählen. Insofern ermöglicht<br />

diese erweiterte Übertragung eine Breite und Geschwindigkeit institutioneller<br />

Variation, die in <strong>der</strong> biologischen Evolution – bis zur Herausbildung<br />

<strong>der</strong> Gentechnik – nicht möglich war.<br />

Wie Herbert Simon (1993: 65) zutreffend beobachtet, ist »[e]ine Spezies,<br />

die ihre Kultur verän<strong>der</strong>n kann, … ›programmierbar‹ «. Unmittelbarer<br />

Zugriff, freiere Gestaltbarkeit und <strong>der</strong> grössere Variationsraum erlauben regelrechte<br />

»Weitsprünge« in institutionellen Fitnesslandschaften. Vergleicht<br />

man Kultur und Institutionen mit Computersoftware, so leuchtet sofort ein,<br />

dass Lernen durch Erfahrung o<strong>der</strong> sonst auch irgendeine »fixe Idee« – etwa,<br />

dass staatliche Steuerung komplett durch Totalprivatisierung und Marktsteuerung<br />

zu ersetzen ist – durch willkürliches Umschreiben dieser Programme<br />

unmittelbar umgesetzt werden. Im Gegensatz hierzu ist die biologische<br />

Welt »fest verdrahtet« und erlaubt nur inkrementelle Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

In <strong>der</strong> Summe hat diese kulturelle Flexibilität die Anpassung sicher erhöht.<br />

Gleichzeitig wächst jedoch auch das Risiko, dass sich Anpassung drastisch<br />

verringern kann, wenn Reprogrammierung instabile o<strong>der</strong> funktionsunfähige<br />

Kombinationen erzeugt. Wie schnell solche Reprogrammierungen in politischen<br />

Systemen und Kulturen umsetzbar sind, das haben diverse Sozialkatastrophen<br />

des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts deutlich gezeigt. <strong>Die</strong> Gefahren, die sich aus<br />

<strong>der</strong> Reprogrammierungsmöglichkeit von »Kultursoftware« ergeben, hat <strong>der</strong><br />

Skandinavier Johansson (1988: 178–179) wie folgt charakterisiert:

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