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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 253<br />

Gesellschaftliche Interessen<br />

Auch die starke Einbeziehung gesellschaftlicher Großmächte entspricht dem<br />

generellen deutschen Politikstil, <strong>der</strong> häufig mit »Korporatismus« etikettiert<br />

wird. Funktional bedeutsame Gesellschaftsinteressen werden dort in hohem<br />

Maße auf formelle und informelle Weise an politischen Entscheidungen<br />

beteiligt. <strong>Die</strong>s wird durch die tradierte Struktur organisierter Interessen in<br />

Deutschland, die sich trotz amerikanischer Dezentralisierungsbemühungen<br />

auch in <strong>der</strong> unmittelbaren Nachkriegszeit nicht gravierend verän<strong>der</strong>t hatte,<br />

stark geför<strong>der</strong>t. Sowohl die Wirtschafts- als auch die Arbeitsinteressen weisen<br />

einen vergleichsweise hohen Organisationsgrad auf und sind stark zentralisiert.<br />

In vielen Bereichen gibt es übergreifende Interessenvertretungsmonopole,<br />

was eine funktionale, sektorale und territoriale Differenzierung<br />

des Verbandssystems jedoch nicht ausschließt. Auf Grund <strong>der</strong> komplementären<br />

Repräsentation <strong>der</strong> wirtschaftspolitischen Interessen durch den Bundesverband<br />

Deutscher Industrie (BDI) und <strong>der</strong> sozialpolitischen Interessen<br />

durch den Bundesverband <strong>der</strong> Arbeitgeber (BDA) sind die Unternehmerinteressen<br />

in Deutschland stärker als in den übrigen europäischen Län<strong>der</strong>n differenziert.<br />

Spezialisierte Branchen- und Produktinteressen werden hier von<br />

den Mitgliedsverbänden des BDI und <strong>der</strong>en Arbeitskreisen vertreten. Territorial-regionale<br />

Interessenrepräsentation ist über die Spitzenverbände DIHT<br />

und Handwerkskammern garantiert (wie <strong>der</strong> Zentralverband des Deutschen<br />

Handwerks [ZDH]). Dass sich die obersten Dachverbände <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

selbst wie<strong>der</strong>um im Gemeinschaftsausschuss <strong>der</strong> gewerblichen Wirtschaft<br />

koordinieren, ist ein Indikator für die hohe Integration und Organisiertheit<br />

des privatwirtschaftlichen Sektors, was einerseits ein ausgeprägtes Vetopotential,<br />

an<strong>der</strong>erseits aber auch ein starkes Maß an interner Verpflichtungsfähigkeit<br />

beherbergt. Auf die verschiedenen in die <strong>Telekommunikation</strong> involvierten<br />

Wirtschaftsinteressen hatte dieses System insofern einen mäßigenden<br />

Einfluss, als kein Teil dieses Systems reine Partialinteressen vertreten<br />

konnte, ohne in einem internen Interessenausgleich auch auf die Ziele und<br />

Einwände an<strong>der</strong>er Branchen o<strong>der</strong> Regionen eingehen zu müssen. <strong>Die</strong> Alternative<br />

war lediglich, die Interessen außerhalb <strong>der</strong> etablierten Organisationen<br />

in Spezialverbänden zu vertreten, mit <strong>der</strong> Folge eines deutlich geringeren<br />

Einflusspotentials. <strong>Die</strong>ses System führte letztlich dazu, dass die traditionellen<br />

Hersteller durch konfligierende Brancheninteressen unter Druck gesetzt<br />

wurden, zumindest auf mo<strong>der</strong>ate Liberalisierung einzuschwenken, während<br />

die radikalen Liberalisierer (wie etwa <strong>der</strong> VDMA) innerhalb <strong>der</strong> Verbandspyramide<br />

»gebändigt« wurden.

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