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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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210 Kapitel 6<br />

sierte Unternehmen war British Petroleum (November 1979), danach folgten<br />

British Aerospace (Februar 1981) und Cable & Wireless (Oktober 1981)<br />

− nur diese waren im Wahlmanifest <strong>der</strong> Konservativen Partei angekündigt<br />

gewesen (Abromeit 1986: 274). Der Verkauf des britischen Fernmeldebereichs<br />

war zu dieser Zeit noch nicht geplant, son<strong>der</strong>n wurde erst im Sommer<br />

1981 erwogen. Wie aus den Memoiren des ehemaligen Finanzministers Nigel<br />

Lawson (1993) hervorgeht, hatte hierbei die neokonservative Ideologie<br />

eine wesentliche Rolle gespielt. Zudem hatten <strong>der</strong>artige Motive durch die<br />

Aufspaltung <strong>der</strong> AT&T zusätzliche Schubkraft erhalten.<br />

Ein weiterer Erklärungsfaktor ist zweifellos die Leichtigkeit, mit <strong>der</strong> sich<br />

die erste Phase des Privatisierungsprogramms hatte umsetzen lassen. Wie<br />

Heidrun Abromeit (1986: 287) beobachtet, radikalisierte sich die britische<br />

Privatisierungspolitik in dem Maße, in dem die Verkäufe erfolgreich abgewickelt<br />

werden konnten und die Wi<strong>der</strong>stände sich als schwach erwiesen.<br />

Hinzu kam, dass sich die staatliche Finanznot nicht besserte und die Maßnahmen<br />

sich darüber hinaus auch für wahltaktische Ziele einsetzen ließen.<br />

Ein weiteres Reformmotiv war industriepolitischer Natur. Angesichts des<br />

dramatischen Strukturwandels <strong>der</strong> britischen Wirtschaft, des Nie<strong>der</strong>gangs<br />

traditioneller Sektoren und <strong>der</strong> drastisch ansteigenden Arbeitslosigkeit hoffte<br />

man, im informations- und kommunikationstechnischen Bereich einen jener<br />

»sunrise«-Sektoren zu finden, die neue Arbeitsplätze schaffen sollten. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> industriepolitische Chefdenker <strong>der</strong> neokonservativen Partei,<br />

Keith Joseph, betrachtete Liberalisierung und aktive Wettbewerbspolitik als<br />

zentrale Voraussetzungen zur Verbesserung <strong>der</strong> Innovationskapazität <strong>der</strong><br />

britischen Wirtschaft (Grande 1989: 271; Yergin/Stanislaw 1999).<br />

Insgesamt existierte im britischen Kontext eine breite Koalition von Interessenvertretern,<br />

die sich durch Liberalisierung und Privatisierung bedeutende<br />

Verbesserungen erhofften. Im Gegensatz hierzu waren die Akteure,<br />

denen eine <strong>der</strong>artige Politik vorwiegend Nachteile brachte, relativ schwach.<br />

<strong>Die</strong>s war zunächst die traditionelle britische <strong>Telekommunikation</strong>sindustrie,<br />

die auf Grund ihrer geringen Produktivität damit rechnen musste, bei einer<br />

Marktöffnung von <strong>der</strong> ausländischen Konkurrenz − insbeson<strong>der</strong>e aus Japan<br />

− verdrängt zu werden. Weitere potentielle Verlierer waren die Angestellten,<br />

die bei einer Entstaatlichung befürchten mussten, den öffentlichen Beschäftigungsstatus<br />

zu verlieren. Darüber hinaus drohte, insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Postmitarbeiter betreffend, bei einer organisatorischen Trennung von Post<br />

und <strong>Telekommunikation</strong> <strong>der</strong> Wegfall von Quersubventionierungen durch<br />

den profitablen <strong>Telekommunikation</strong>sbereich.

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