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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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270 Kapitel 6<br />

schaftlicher Interessen in <strong>der</strong> französischen Politik schwerlich als korporatistisch<br />

bezeichnet werden (Lehmbruch 1984; Lijphart/Crepaz 1991: 240).<br />

Das Attest einer generellen politischen Schwäche von Interessengruppen<br />

gilt mit Einschränkungen auch für das Unternehmerlager. <strong>Die</strong> Gründe für<br />

das geringe politische Gewicht sind hauptsächlich in <strong>der</strong> Heterogenität und<br />

Zersplitterung zu suchen. Obwohl mit dem »Patronat« (Conseil National du<br />

Patronat Français, CNPF) eine äußerst umfassende Dachorganisation existiert,<br />

gibt es keinen Verband, <strong>der</strong> unstrittig für die Unternehmerschaft insgesamt<br />

sprechen könnte (Coleman/Grant 1988). Der CNPF verfügt über eine<br />

relativ geringe interne Kohäsion, was einerseits am Dauerkonflikt zwischen<br />

Groß- und Kleinunternehmen, an<strong>der</strong>erseits aber auch an <strong>der</strong> größeren politischen<br />

und weltanschaulichen Polarisierung zwischen verschiedenen Wirtschaftsgruppen<br />

liegt (Abromeit 1993: 206–207). Darüber hinaus existieren<br />

noch weitere Unternehmerorganisationen, die sein Repräsentativmonopol in<br />

Frage stellen: Sowohl die Groß- als auch die Klein- und Mittelbetriebe sind,<br />

obwohl zum Teil dem CNPF untergeordnet, nochmals geson<strong>der</strong>t in Spezialverbänden<br />

zusammengeschlossen. <strong>Die</strong>se Struktur bringt es mit sich, dass<br />

Hersteller- und Nutzerinteressen in <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong> von einem breiten<br />

Spektrum unterschiedlicher Verbände vertreten werden: von Branchenverbänden<br />

innerhalb des CNPF, durch den Verband <strong>der</strong> Großunternehmen,<br />

durch die verschiedenen Verbände <strong>der</strong> Kleinunternehmen und schließlich<br />

noch durch reine Spezialverbände, wie beispielsweise den schon erwähnten<br />

CIGREF.<br />

Hinzu kommt, dass wegen <strong>der</strong> engen personellen Verklammerung von<br />

Staat und Industrie durch das »pantouflage«-System und die gemeinsame<br />

Elitenausbildung viele Großunternehmen auf eine verbandsmäßige Repräsentation<br />

ihrer Interessen gar nicht angewiesen sind, denn zahlreiche Grossbetriebe<br />

sind so in <strong>der</strong> Lage, direkt in <strong>der</strong> politischen Arena mitzuagieren.<br />

<strong>Die</strong> Vertretungsposition des CNPF wird somit an verschiedenen Stellen unterspült,<br />

was den Wirtschaftsinteressen in Frankreich insgesamt nicht jene<br />

Rolle zukommen lässt, über die Unternehmerverbände in Deutschland und<br />

Japan verfügen.<br />

Was über die Wirtschaftsinteressen gesagt wurde, gilt in noch stärkerem<br />

Maße für die organisierten Arbeitsinteressen: Fragmentierung, organisationsstrukturelle<br />

und finanzielle Schwäche sind die zentralen Merkmale <strong>der</strong><br />

französischen Gewerkschaften, obwohl dies nicht bedeutet, dass sie deswegen<br />

überhaupt keinen Einfluss hätten. Neben <strong>der</strong> Aufspaltung in sechs nationale,<br />

vorwiegend politisch-weltanschaulich getrennte Verbände existiert

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