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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 245<br />

<strong>Die</strong> einflussreichste Interessenposition ist letztlich beim Postministerium<br />

und <strong>der</strong> Bundespost selbst zu verorten (Schnei<strong>der</strong>/Werle 1991: 123). Hieraus<br />

wird klar, dass die Regierungsbürokratie nicht bloß als passives und<br />

ausführendes Organ von Parteiinteressen und Parlamentsbeschlüssen zu sehen<br />

ist, son<strong>der</strong>n selbst ein eigenständiger Mitspieler ist, <strong>der</strong> in den reformpolitischen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen durchaus Eigeninteressen vertritt. Dass<br />

Postministerium und Bundespost Mitte <strong>der</strong> 80er-Jahre noch glaubten, die institutionellen<br />

Reformen mit <strong>der</strong> neuen <strong>Telekommunikation</strong>sordnung (1986)<br />

auf kosmetische Verän<strong>der</strong>ungen beschränken zu können, wenig später aber<br />

einen Strategiewechsel vollzogen, ist hauptsächlich in den internationalen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen (handelspolitischer Druck durch die USA, Harmonisierungsdruck<br />

innerhalb <strong>der</strong> OECD und EG) begründet. Spätestens während<br />

<strong>der</strong> Formulierungsphase des Grünbuchs wurde klar, dass ein Festhalten am<br />

Status quo langfristig nicht mehr durchzuhalten war und eine gesicherte Zukunftsposition<br />

(insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf das Telefondienstmonopol) nur<br />

über positive Anpassung zu erreichen war. Nachdem sich eine <strong>der</strong>artige Situationsdefinition<br />

einmal durchgesetzt hatte, gelang es <strong>der</strong> Bundespost relativ<br />

schnell, die Eckpunkte eines mo<strong>der</strong>aten Reformprogramms abzustecken.<br />

Nach Bernd Jäger (1994) gelang dies vor allem wegen <strong>der</strong> starken sektoralen<br />

Abkopplung <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>spolitik von <strong>der</strong> parteiinternen Diskussion<br />

innerhalb <strong>der</strong> CDU/CSU. <strong>Die</strong> Bundespost konnte die Eckpunkte eines<br />

alleinigen Ausbaus von Breitband- und ISDN-Netzen frühzeitig fixieren und<br />

spätestens ab 1987 auf die europapolitischen Zwänge verweisen. Darüber<br />

hinaus trat die Bundespost an verschiedenen Fronten den Rückzug an, beispielsweise<br />

in <strong>der</strong> Frage des Endgerätemonopols und <strong>der</strong> Mehrwertdienste.<br />

<strong>Die</strong>s fiel ihr nicht schwer, da sie weiterhin am Endgerätemarkt partizipieren<br />

durfte. Schmerzhafte Verän<strong>der</strong>ungen, wie Raymund Werle (1990: 338)<br />

schreibt, konnte das Postministerium, das sämtliche Gesetzesän<strong>der</strong>ungen<br />

längerfristig vorbereitet hatte, bereits im Vorfeld verhin<strong>der</strong>n. Dort, wo technische<br />

Gründe für ein Monopol weggefallen waren o<strong>der</strong> das Festhalten an<br />

Monopolen eher wirtschaftliche Nachteile mit sich zu bringen schien, war<br />

man, zum Teil nach einigem taktischen Zögern, dann auch relativ schnell<br />

bereit ›nachzugeben‹.<br />

Selbst unter den Herstellern gab es einige, die ähnliche Anpassungsbewegungen<br />

vollzogen. Zwar wurde das Telefondienste- und Endgerätemonopol<br />

von <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> traditionellen, durch den ZVEI vertretenen Hersteller<br />

hartnäckig verteidigt, es gab jedoch auch Unternehmen, die auf Grund<br />

ihrer spezifischen Interessenlage einer graduellen Öffnung nicht abgeneigt<br />

sein konnten. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Firma Siemens war es auf Grund ihrer inter-

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