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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Konklusion 301<br />

winistische Selektionsvorstellung dahinter, nach <strong>der</strong> leistungsüberlegene<br />

Strukturvarianten unterlegene Formen über unterschiedliche Ausbreitungsraten<br />

schrittweise verdrängen. Es wird beispielsweise davon ausgegangen,<br />

dass eine institutionelle Modifikation vom Typ {000000} o<strong>der</strong> eine Mutation<br />

vom Typ {000111} sich erfolgreicher vermehrt als <strong>der</strong> Typ {000001} und<br />

letzterer daher graduell von den erstgenannten verdrängt wird.<br />

Häufig wird dabei übersehen, dass ein solcher Mechanismus nur dann<br />

wirksam werden kann, wenn auch Selektionsdruck in <strong>der</strong> Weise existiert,<br />

dass die Vermehrung des einen Typus in <strong>der</strong> Gesamtpopulation auf Kosten<br />

des an<strong>der</strong>en geht. Dass ein Typus in Reproduktion, Ausbreitung und Überleben<br />

letztlich erfolgreicher ist muss nicht heißen, dass dieser letztlich auch<br />

immer leistungsfähiger (effizienter, effektiver usw.) ist. Insbeson<strong>der</strong>e neuere<br />

Ansätze <strong>der</strong> Evolutionsökonomik zeigen, dass es Bedingungen gibt, unter<br />

denen es sogar weniger effizienten Formen gelingt, effizientere zu verdrängen<br />

(David 1985; Arthur 1990, 1997).<br />

<strong>Die</strong> theoretisch interessante Frage, ob unter spezifischen Wettbewerbsbedingungen<br />

auch suboptimale Varianten nicht nur überlebensfähig, son<strong>der</strong>n<br />

auch ausbreitungsfähig sind, ist in <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong> jedoch nur<br />

von spekulativem Interesse. Wie dargestellt, waren die Governance-Strukturen<br />

dieses Sektors von Wettbewerbsverhältnissen immer weit entfernt. Zwar<br />

gab es in <strong>der</strong> Frühzeit von Telegraf und Telefon einige kurze Wettbewerbsphasen.<br />

<strong>Die</strong>se wurden jedoch bald und regelmäßig von Monopolisierungsprozessen<br />

beendet. Spätestens nach Abschluss dieser Konzentration waren<br />

wettbewerbsbasierte Selektionsmechanismen gänzlich außer Kraft gesetzt.<br />

In den zwischenstaatlichen Beziehungen war Konkurrenz <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>ssysteme<br />

bis in die 70er- und 80er-Jahre hinein komplett ausgeschaltet.<br />

Im Weltzusammenhang waren die nationalen <strong>Telekommunikation</strong>ssysteme<br />

und -märkte nur in sehr kurzen Perioden offen. <strong>Die</strong> meiste Zeit<br />

waren sie jedoch voneinan<strong>der</strong> hochgradig abgeschottet; als nationalstaatliche<br />

Reviere wurden <strong>der</strong>en Grenzen gegenseitig respektiert. Obwohl<br />

die Systeme seit Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts über internationale Telegrafen-<br />

und Telefonleitungen miteinan<strong>der</strong> verknüpft waren, ergab sich hieraus<br />

kein direktes Konkurrenzverhältnis. Wettbewerbszwänge wirkten höchstens<br />

indirekt, indem sich die unterschiedliche Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> nationalen<br />

Kommunikationsinfrastrukturen in unterschiedlichem Maße auf die<br />

internationale Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> betreffenden Volkswirtschaften<br />

auswirkte. Weil die <strong>Telekommunikation</strong>sinfrastruktur als Produktionsfaktor<br />

zwar keinen unbedeutenden, jedoch immer nur einen verschwindend kleinen<br />

Teil <strong>der</strong> Gesamtkosten ausmachte, waren die hieraus resultierenden Anpas-

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