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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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62 Kapitel 2<br />

Ort fast kein Wissen über die benachbarten Orte enthält (Kauffman 1993,<br />

1996; Stadler 2001).<br />

Kauffmans wegweisende Entdeckung in seinem Modell ist, dass <strong>der</strong> Anstieg<br />

<strong>der</strong> Komplexität – ausgedrückt über die Verkopplungs- o<strong>der</strong> Interaktionsdichte<br />

K – die Zahl <strong>der</strong> Entwicklungsrestriktionen ansteigen lässt, die<br />

sowohl Ordnung, aber auch Chaos erzeugen können:<br />

Since increasing epistatic interactions simultaneously increase the number of<br />

conflicting constraints, increased multipeaked ruggedness of the fitness landscape<br />

as K increases reflects those increasingly complex mutual constraints.<br />

(Kauffman 1993: 47)<br />

Das verblüffende Resultat ist, dass sowohl geringe Komplexität als auch zu<br />

hohe Komplexität die Chancen <strong>der</strong> Evolution vermin<strong>der</strong>n. Zwischen einer<br />

eher monadischen und kaum sich entwickelnden Welt und <strong>der</strong> »Komplexitätskatastrophe<br />

am Rande des Chaos« (Kauffman 1993) existiert offenbar<br />

nur ein schmaler »Korridor <strong>der</strong> Evolvierbarkeit« (Kappelhoff 2000: 364),<br />

<strong>der</strong> spontane, ungesteuerte Ordnungsbildung zulässt und Evolution zumindest<br />

wahrscheinlichkeitstheoretisch erklärbar macht.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite macht das Modell deutlich, dass bereits geringe<br />

Zerklüftungen zu Unübersichtlichkeit und vielen lokalen Optima führen und<br />

Suchprozesse daher hoch kontingent werden. Unter bestimmten Bedingungen<br />

endet <strong>der</strong> Suchprozess schnell in einer Sackgasse. Hat ein Adaptionsprozess<br />

einen suboptimalen Hügel erreicht, von dem kein weiter ansteigen<strong>der</strong> Pfad<br />

zu einem höheren Hügel führt, bleibt er in diesem lokalen Optimum gefangen,<br />

wenn »Weitsprünge« zu an<strong>der</strong>en Gipfeln sehr unwahrscheinlich sind.<br />

<strong>Die</strong> analytischen Schlussfolgerungen, die eine solche Perspektive möglich<br />

macht, sind von Herbert Simon (1993), einem <strong>der</strong> frühesten Komplexitätstheoretiker<br />

in den Sozialwissenschaften, wie folgt zusammengefasst worden:<br />

In einer sehr einfachen Welt würden sich kurzfristige Vorteile stets in langfristige<br />

verwandeln. Wenn man in einer solchen Welt einen Hügel ersteigt, findet<br />

man sich vielleicht auf ihrem höchsten Punkt wie<strong>der</strong>. Sicher ist dieses Ergebnis<br />

aber nur in einer Welt mit einem einzigen Hügel. … Wenn wir nicht annehmen<br />

wollen, dass die Welt eine ganz spezielle und sehr einfache Form hat, sollten wir<br />

die Vorstellung aufgeben, dass die Evolution zu so etwas wie einem globalen<br />

Maximum führt. In <strong>der</strong> komplexen Welt mit vielen Hügeln kann auch schon <strong>der</strong><br />

Weg, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Ersteigung eingeschlagen wird, darüber entscheiden, welchen<br />

Hügel das System zu erklimmen sich anschickt. Je nachdem, welche Mutationen<br />

zuerst eintreten, wird sich das System in eine von vielen möglichen Richtungen<br />

entwickeln. <strong>Die</strong> Theorie <strong>der</strong> natürlichen Selektion kann nicht vorhersagen, wel-

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