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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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52 Kapitel 2<br />

Nun ist zu fragen, ob mit <strong>der</strong>artigen »blinden« Entwicklungsvorstellungen<br />

überhaupt politische Zusammenhänge erklärt werden können, was hier<br />

ja beabsichtig ist. Politische Entwicklungen basieren per definitionem auf<br />

einer bewussten, autoritativen Bestimmung von Zuständen beziehungsweise<br />

Kontrolle von Ereignissen. Können <strong>der</strong>artige Prozesse überhaupt aus einem<br />

evolutionstheoretischen Blickwinkel analysiert werden? Schließlich wird oft<br />

eingewandt, dass Evolution relativ kontinuierliche Prozesse impliziert, während<br />

politische Prozesse meist diskontinuierlich verlaufen. So sind etwa revolutionäre<br />

Umwälzungen und Zusammenbrüche geradezu charakteristisch<br />

für politischen Wandel.<br />

<strong>Die</strong>ser Einwand gilt nur angesichts einer längst überholten Sicht <strong>der</strong> Evolutionstheorie.<br />

Speziell in den Naturwissenschaften wurden verschiedene<br />

Ansätze entwickelt, in denen nicht nur graduelle Verän<strong>der</strong>ungen, son<strong>der</strong>n<br />

auch stark diskontinuierliche Entwicklungsprozesse betont werden. Zudem<br />

hat sich mit dem Konzept <strong>der</strong> kulturellen Evolution eine Perspektive herausgebildet,<br />

die einerseits den Aspekt <strong>der</strong> absichtsvollen Selektion und bewussten<br />

Entscheidung in Evolutionsprozesse integriert, an<strong>der</strong>erseits jedoch<br />

auch Bedingungen bestimmen kann, unter denen sich Geschwindigkeit und<br />

Sprunghaftigkeit des Wandels dramatisch erhöhen.<br />

<strong>Die</strong>se neuen Ansätze, die meines Erachtens in den Sozialwissenschaften<br />

noch nicht gebührend zur Kenntnis genommen wurden, sollen im Folgenden<br />

kurz dargestellt werden. In einem weiteren Schritt soll ihre Anwendung auf<br />

die unterschiedlichen Formen institutionellen Wandels erläutert werden.<br />

2.2.1 Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Evolutionstheorie<br />

Aus <strong>der</strong> Sicht neuer Erkenntnisse müssen evolutionäre Prozesse nicht notwendigerweise<br />

graduell verlaufen. <strong>Die</strong> erwähnten politikwissenschaftlichen<br />

Vorbehalte sind also nur bei konventionellen evolutionstheoretischen Ansätzen<br />

angebracht. Evolution bedeutet auch nicht zwingend kontinuierliche<br />

Optimierung. Schließlich ist in neueren Ansätzen beson<strong>der</strong>s auch auf die<br />

Multilinearität und Kontingenz evolutionärer Entwicklungen hingewiesen<br />

worden.<br />

Derartige Erkenntnisse hatten sich in den vergangenen Jahrzehnten gerade<br />

in den Naturwissenschaften unter dem Etikett des »Punktualismus« o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> »Makroevolution« herausgebildet (Stanley 1979; Eldrege 1989). Hierbei<br />

wird betont, dass sich die biologische Evolution nicht auf die einfache Mechanik<br />

von Fortpflanzungsvorteilen (differentielle Reproduktion) reduzieren

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