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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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260 Kapitel 6<br />

tions (DGT) im Jahre 1984 für eine Kapitalaufstockung von Bull und <strong>der</strong><br />

ITT-Tochter CGCT sowie für bestimmte Forschungs- und Entwicklungs-<br />

Maßnahmen mehr als drei Milliarden Francs bereitstellen.<br />

Vor allem dieser finanzpolitische Eingriff war es, <strong>der</strong> innerhalb <strong>der</strong> DGT<br />

zu Autonomiebestrebungen führte − eine ähnliche Reaktion wie im deutschen<br />

Fall nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung mit <strong>der</strong> ehemaligen DDR, als <strong>der</strong><br />

Finanzminister von <strong>der</strong> Bundespost eine Son<strong>der</strong>ablieferung verlangte. Mit<br />

diesem Eingriff wurden jene Kräfte gestärkt, die sich innerhalb <strong>der</strong> DGT<br />

beziehungsweise France Télécom schon seit längerem für größere unternehmerische<br />

Unabhängigkeit eingesetzt hatten. Gleichzeitig wurden <strong>der</strong>artige<br />

Bestrebungen vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen in den USA, Großbritannien<br />

und Japan als notwendige Anpassungsmaßnahmen thematisiert,<br />

um in einem sich rasch internationalisierenden <strong>Telekommunikation</strong>sgeschäft<br />

überleben zu können. Den Wendepunkt <strong>der</strong> DGT-Politik sieht Cohen<br />

(1992) in einer Rede des DGT-Chefs Jacques Dondoux. In dieser wies er in<br />

aller Deutlichkeit auf die durch die amerikanischen, britischen und japanischen<br />

Reformen ausgelösten Zwänge hin, wobei er vor allem die Möglichkeit<br />

des »by-passes« durch die Verzerrung des Tarifgefüges betonte. <strong>Die</strong>ser<br />

bürokratie-interne Strategiewechsel wurde 1986 durch die Wahlnie<strong>der</strong>lage<br />

<strong>der</strong> Sozialisten und die Regierungsübernahme <strong>der</strong> Rechtskonservativen gestärkt.<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> Kritik an den Finanzbeschränkungen und den Befürchtungen,<br />

dass eine monopolistische DGT in einem liberalisierten internationalen<br />

<strong>Telekommunikation</strong>smarkt nicht mehr wettbewerbsfähig wäre,<br />

wurden von <strong>der</strong> neuen Regierung verschiedene Liberalisierungsmodelle<br />

entwickelt. <strong>Die</strong> einzig relevanten Verän<strong>der</strong>ungsinteressen im französischen<br />

Reformprozess formulierte letztlich die Bürokratie selbst. Gleichzeitig<br />

mussten sich diese allerdings gegen an<strong>der</strong>e bürokratische Vetointeressen<br />

durchsetzen, wie beispielsweise gegen das um seine Einnahmen besorgte<br />

Finanzministerium.<br />

Exponierte Gegner <strong>der</strong> Reform waren die im öffentlichen Sektor beson<strong>der</strong>s<br />

gut organisierten Gewerkschaften − vornehmlich die kommunistische<br />

Confédération Générale du Travail (CGT), aber auch die Force Ouvrière<br />

(FO), die vor allem im Postsektor über eine starke Mitglie<strong>der</strong>basis verfügen.<br />

<strong>Die</strong> CGT hatte als erste mit einem Streikaufruf gegen die Regierungspläne<br />

mobilisiert. <strong>Die</strong> Vorschläge des liberalen Postministers Gérard Lonquet<br />

wurden von den Gewerkschaften allgemein als »wilde Liberalisierung« bezeichnet.<br />

Trotz des Wechsels zu einer sozialistischen Einparteienregierung<br />

im Jahre 1988 wurden die Reformbestrebungen weitergeführt, wobei die beson<strong>der</strong>en<br />

Schwierigkeiten, die sich in Frankreich aus den engen Beziehun-

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