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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 275<br />

Gefährdung ihrer bislang gesicherten Domänen erwarten musste. Ausschließlich<br />

national orientiert und auf dem Weltmarkt kaum vertreten, konnte sie<br />

von einer Liberalisierung <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>smärkte auch keine großen<br />

Gewinne erwarten. Weitere denkbare Verlierer waren die Beschäftigten,<br />

die bei einer Privatisierung den Verlust ihres Beamtenstatus befürchten<br />

mussten. Derartige Errungenschaften wurden von den Gewerkschaften natürlich<br />

verbissen verteidigt. <strong>Die</strong> im Post- und Fernmeldebereich präsenten<br />

Gewerkschaften − insbeson<strong>der</strong>e die CISL (Confe<strong>der</strong>azione Italiana Sindacati<br />

Lavoratori), die vorwiegend Christdemokraten und katholische Gruppen<br />

organisiert − mobilisierten aus diesem Grund auch intensiv gegen jegliche<br />

Liberalisierungs- und Privatisierungsversuche. Auf Grund ihrer guten parteipolitischen<br />

Verbindungen verfügten diese über wichtige Vetopositionen.<br />

Ohne die Kooperation <strong>der</strong> wichtigsten Gewerkschaft wären Reformmaßnahmen<br />

sowohl unter den Christdemokraten als auch den mitregierenden<br />

Sozialisten nicht durchsetzungsfähig gewesen (Morganti et al. 1988: 70).<br />

Zusammenfassend lässt sich daher sagen, dass es in Italien wegen wachsen<strong>der</strong><br />

Leistungsdefizite in den 70er-Jahren zwar eine breite Reformkoalition<br />

für die Zentralisierung des Systems, jedoch keine einflussreichen Liberalisierungs-<br />

und Privatisierungsanhänger gab. Erst mit dem seit Mitte <strong>der</strong> 80er-<br />

Jahre zunehmenden Druck aus Brüssel und <strong>der</strong> sich zuspitzenden Finanzkrise<br />

des Staates war Anfang <strong>der</strong> 90er-Jahre ein Punkt erreicht, <strong>der</strong> ein Festhalten<br />

am Status quo fast unmöglich machte. Zwar hatte die italienische Regierung<br />

vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die Liberalisierungsrichtlinien geklagt,<br />

sie konnte den europäischen Liberalisierungszug aber letztlich nicht<br />

mehr aufhalten. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite machte sich spätestens ab Ende <strong>der</strong><br />

80er-Jahre auch in Italien ein Wahrnehmungswandel bemerkbar, <strong>der</strong> bei<br />

vielen <strong>der</strong> noch unter monopolistischen Bedingungen operierenden Staaten<br />

die Situationsdefinition von einer Betonung <strong>der</strong> Liberalisierungsfolgen in<br />

eine Akzentuierung <strong>der</strong> Befürchtung umschlagen ließ, bei dem heraufziehenden<br />

globalen Wettbewerb den Anschluss zu verlieren. Auch in diesem<br />

Fall lässt sich die italienische Interessenstruktur in dem hier verwandten<br />

eindimensionalen Präferenzschema zunächst durch Status-quo-Lastigkeit<br />

charakterisieren, die sich im Laufe <strong>der</strong> späten 80er-Jahre in Richtung mo<strong>der</strong>aten<br />

Wandels verän<strong>der</strong>te.<br />

Institutionelle Verankerung<br />

<strong>Die</strong> Fragmentierung <strong>der</strong> italienischen <strong>Telekommunikation</strong>slandschaft macht<br />

es natürlich schwieriger als in den übrigen Län<strong>der</strong>n, die institutionelle Ver-

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