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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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266 Kapitel 6<br />

Funktionsüberschneidungen, Kompetenzkonflikte, Fraktionierungen und Rivalitäten<br />

innerhalb <strong>der</strong> und zwischen den Ressorts. Insofern sollten die lupenartigen<br />

Vergrößerungen von Fragmentierung und intrabürokratischen<br />

Rivalitäten, wie sie etwa in den Analysen von Ezra Suleiman (1987) herausgestellt<br />

werden, nicht allzu wörtlich genommen, son<strong>der</strong>n eher als notwendige<br />

Kontrastbil<strong>der</strong> zu vereinfachenden Karikaturen des französischen<br />

Superzentralismus gesehen werden. Im internationalen Vergleich wird jedenfalls<br />

deutlich, dass die französischen Regierungsressorts über eine wesentlich<br />

geringere Autonomie verfügen als beispielsweise die bundesdeutschen<br />

o<strong>der</strong> japanischen Ministerien. Einschränkend wirken hier nicht nur<br />

verschiedene interministerielle Gremien, die bei zentralen Politikentscheidungen<br />

einen großen Schutz gegen Ressortegoismen bieten (Hall 1983;<br />

Quermonne 1991). Hinzu kommt, dass <strong>der</strong> französische Premier über eine<br />

größere Organisationsgewalt verfügt und in stärkerem Maße in die Tagesgeschäfte<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Ressorts eingreifen kann, als dies in Deutschland<br />

o<strong>der</strong> Japan <strong>der</strong> Fall ist. Fast je<strong>der</strong> Regierungswechsel in Frankreich ist deshalb<br />

mit kleineren o<strong>der</strong> größeren ministeriellen Reorganisationsmaßnahmen<br />

verbunden.<br />

Beson<strong>der</strong>s deutlich wird dies an <strong>der</strong> wechselnden organisatorischen Einbettung<br />

<strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>. In starkem Kontrast zur Stabilität des deutschen<br />

o<strong>der</strong> japanischen Postministeriums war die organisatorische Stellung<br />

des französischen PTT-Ministeriums laufend verän<strong>der</strong>t worden. In den<br />

1980er-Jahren dominierte die Tendenz, das Postministerium dem Industrieministerium<br />

unterzuordnen. In <strong>der</strong> Regierung von Laurent Fabius (1984–<br />

1986) war <strong>der</strong> Postminister Delegierter beim Minister für Industrieentwicklung<br />

und Außenhandel. Unter Regierungschef Jacques Chirac (1986–1988)<br />

handelte <strong>der</strong> Staatssekretär für das Postwesen (Lonquet) unter <strong>der</strong> Hoheit<br />

des Ministers für Industrie, Postwesen und Tourismus (Madelin). Unter <strong>der</strong><br />

Regierung von Michel Rocard (1988–1991) wurde das Ministerium für Post<br />

und <strong>Telekommunikation</strong> wie<strong>der</strong> verselbstständigt, und von Premierministerin<br />

Edith Cresson (1991–1993) wurde das Post- und <strong>Telekommunikation</strong>sministerium,<br />

wie oft in seiner Geschichte, dem großen Ministerium für<br />

Wirtschaft, Finanzen und Haushalt unterstellt (Blaise/Fromont 1992: 29).<br />

Obwohl die DGT durch das Telefonaufholprogramm und die industriepolitischen<br />

Großprojekte unbestreitbar an Autonomie gewonnen hatte (Cohen/Saussois<br />

1989), war die <strong>Telekommunikation</strong>sverwaltung (DGT beziehungsweise<br />

France Télécom) wegen <strong>der</strong> geringeren Ressortautonomie immer<br />

größeren politischen Einflüssen unterworfen als die Bundespost (Dang-<br />

Nguyen 1986). <strong>Die</strong>s hatte teilweise auch finanzpolitische Gründe. Zwar

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