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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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32 Kapitel 1<br />

schen Ursachen, die man kennen müsste, um das So-und-nicht-an<strong>der</strong>s-Sein<br />

eines Organismus restlos zu erklären, wenn nicht unendlich aber doch so<br />

groß sein müsste, dass es letztlich unmöglich wäre, sämtliche Sequenzen einer<br />

Ursachenkette zu verfolgen, auch wenn diese an irgendeinem Punkt ein<br />

Ende hat.<br />

Eine Prozesstheorie kann unter diesen Bedingungen, wie Hayek (1972:<br />

22–25) betont, lediglich einen Möglichkeitsraum eingrenzen. Innerhalb dieses<br />

Raums sei we<strong>der</strong> eine Erklärung möglich, warum bestehende Organismen<br />

jene speziellen Strukturen haben, die sie besitzen, noch eine Voraussage,<br />

welche neuen Formen aus ihnen erwachsen werden. <strong>Die</strong>s sei deshalb unmöglich,<br />

weil man nicht die konkreten Umstände feststellen könne, die im<br />

Laufe von zwei Milliarden Jahren über das Auftreten <strong>der</strong> heute vorhandenen<br />

Formen entschieden hätten, o<strong>der</strong> gar jene Umstände, die in Zukunft die Selektion<br />

jener Arten bestimmen, die überleben werden. <strong>Die</strong> konkreten Umstände,<br />

von denen individuelle Ereignisse abhingen, seien in <strong>der</strong> Regel so<br />

zahlreich, dass niemals alle ermittelt werden könnten.<br />

Es gibt kein Naturgesetz, das eine bestimmte Sequenz von Zuständen o<strong>der</strong><br />

Ereignissen zwingend vorschreibt. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gibt es aber doch<br />

physikalische, biologische und soziale Gesetzmäßigkeiten, durch welche<br />

Möglichkeitsräume begrenzt und bestimmte Zustände o<strong>der</strong> Ereignisse ausgeschlossen<br />

werden. Historische Entwicklungsfolgen sind insofern kontingent,<br />

als sie jeweils Sequenzen von Sequenzalternativen darstellen, wobei<br />

eine Verän<strong>der</strong>ung an irgendeiner Stelle <strong>der</strong> Sequenz die nachfolgenden Sequenzen<br />

verän<strong>der</strong>t. Das Endresultat einer Entwicklung ist durch alles bedingt,<br />

was vorher war. Kontingenz bedeute daher auch, dass irgendein kleiner<br />

o<strong>der</strong> großer Zufall alles was folgt verän<strong>der</strong>n kann. Es bedeutet, dass etwas<br />

an einem seidenen Faden hängen kann. Es kann ein Königreich verloren<br />

gehen, »weil es an einem Hufnagel fehlt« (Gould 1994: 319). Derartig »kritische«<br />

Bedingungskonstellationen, in denen ein unscheinbares Ereignis<br />

folgenschwere Konsequenzen zeitigen kann, sind seit einiger Zeit eine zentrale<br />

Fragestellung <strong>der</strong> Komplexitätstheorie und <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> Selbstorganisation<br />

(Bak/Chen 1991; Kauffman 1993, 1996).<br />

Das Problem bei historischen Vorgängen und Prozessen ist daher, dass<br />

jede Ereigniskette, die gegenwärtige Zustände o<strong>der</strong> Formen mit ihrem genetischen<br />

Ursprung verknüpft, letztlich einmalig ist und sich nach den Gesetzen<br />

<strong>der</strong> Wahrscheinlichkeit nicht wie<strong>der</strong>holt. <strong>Die</strong>s gilt jedoch nur für die<br />

jeweiligen Gesamtpfade. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gibt es durchaus kürzere Sequenzausschnitte,<br />

die in vielen Pfadalternativen in mehr o<strong>der</strong> weniger ähnlicher<br />

Weise wie<strong>der</strong>holt auftreten. Insofern ist Einzigartigkeit immer nur <strong>der</strong>

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