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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Steuerungsstrukturen großtechnischer Systeme 69<br />

genauso: Menschen experimentieren mit institutionellen Kombinationen.<br />

Über »Lernen aus Erfolg« hinaus bietet die kulturelle Evolution jedoch eine<br />

ganze Reihe von weitere Möglichkeiten, die den Suchprozess stark beschleunigen:<br />

1. Der Mensch lernt nicht nur aus Erfolgen, son<strong>der</strong>n auch aus Irrtümern<br />

(Lorenz 1973; Volmer 1987). Indem er diese als kulturelle Regeln speichert,<br />

kann er mittels systematischer »bewusster Vorselektion« bei weiterhin<br />

partiell blin<strong>der</strong> Variation zumindest jene Varianten ausschließen,<br />

die sich bislang als nachteilig erwiesen haben (Simon 1961: 105).<br />

2. Objektivierte Erfahrungen werden in Traditionen, Institutionen und Normen<br />

gespeichert und unter den Menschen kommuniziert. <strong>Die</strong>s eröffnet<br />

dem Menschen die Möglichkeit, auf Erfahrungen an<strong>der</strong>er Individuen zurückzugreifen.<br />

3. Kommunikation und Erfahrungsaustausch über Erfolge und Irrtümer an<strong>der</strong>er<br />

kann den Suchprozess mittels Parallelverarbeitung weiter abkürzen.<br />

Viele beteiligen sich entwe<strong>der</strong> simultan o<strong>der</strong> sequentiell an einem kollektiven<br />

Suchprozess.<br />

4. Sowohl in <strong>der</strong> Variation als auch in <strong>der</strong> Selektion kann <strong>der</strong> Mensch planmäßig<br />

vorgehen. Im Unterschied zum natürlichen evolutionären Algorithmus<br />

kann er systematische und programmierte Variations- und Selektionsschrittfolgen<br />

entwerfen, die die Suche noch weiter abkürzen. Instruktiv<br />

ist hier <strong>der</strong> Rubiksche Zauberwürfel, bei dem man mit einem »blinden<br />

Suchalgorithmus« mehr als 43 Trillionen Positionen abarbeiten müsste.<br />

<strong>Die</strong> Anwendung des Lösungsalgorithmus hingegen ist eine mechanische<br />

Angelegenheit, die ein Schüler in Minuten erledigt (Egidi 1992).<br />

Sowohl das menschliche Bewusstsein als auch die Gesellschaft lassen sich<br />

aus dieser Perspektive jeweils als ein »komplexes adaptives System« interpretieren,<br />

das in diesem evolutionären Suchprozess zielorientiert, regelgeleitet<br />

und adaptiv handeln kann (Holland 1995; Kappelhoff 2000). Es ist in<br />

<strong>der</strong> Lage, die Außenwelt intern zu modellieren, Regelmäßigkeiten zu identifizieren<br />

und in kulturelle Regeln zu übersetzen, sowie weniger gute Regeln<br />

durch bessere zu ersetzen. <strong>Die</strong> Lern- und Anpassungsfähigkeit stößt jedoch<br />

an Grenzen. Auf Grund prinzipiell begrenzter Rationalität (Simon 1993)<br />

und immer nur fragmentarischen Wissens (Hayek 1945) kann auch <strong>der</strong> intelligenteste<br />

und informierteste Planer und Anpasser die vielfältigen Randbedingungen<br />

für Handeln und damit auch die Handlungskonsequenzen nicht<br />

völlig durchschauen und vorhersehen. <strong>Die</strong>s verleiht menschlichen Interaktionsprozessen<br />

immer eine evolutionäre Facette.

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