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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 235<br />

6.4 <strong>Die</strong> zweite Welle: Politikübertragung mittels<br />

supranationaler Politikstrukturen<br />

Nachdem sich Großbritannien und Japan in den frühen 80er-Jahren ebenfalls<br />

auf den Pfad <strong>der</strong> Liberalisierung und Privatisierung begeben hatten, erhielt<br />

die internationale Ausbreitung <strong>der</strong> Reformwelle einen zusätzlichen<br />

Schub. Wie die AT&T-Aufspaltung schon in Japan als raffiniertes industriepolitisches<br />

Manöver interpretiert worden war, so führte die Kombination<br />

<strong>der</strong> amerikanischen und japanischen Strukturverän<strong>der</strong>ungen zu einer ähnlichen<br />

Deutung in Europa, insbeson<strong>der</strong>e in Frankreich. Hierdurch wurde<br />

letztlich die industriepolitische Entdeckung <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>spolitik<br />

durch die EG vorbereitet, wie in Schnei<strong>der</strong>/Werle (1989) beschrieben wird.<br />

Hinzu kam, dass <strong>der</strong> britische Liberalisierungs- und Privatisierungsvorstoß<br />

innerhalb <strong>der</strong> EG wie ein Trojanisches Pferd wirkte, das die Monopolverteidiger<br />

im eigenen Lager schwächte. Auf diesen Effekt machte bereits Dan<br />

Schiller (1982: 118) aufmerksam. Demzufolge hätten die engen ökonomischen<br />

Bindungen zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich eine<br />

rasche Diffusion <strong>der</strong> amerikanischen Liberalisierungskonzepte nach Europa<br />

erwarten lassen. Falls auch in Großbritannien Endgeräte und <strong>Die</strong>nste liberalisiert<br />

würden, würde »transnational corporate leverage against national<br />

protectionist strategies across all of Europe« davon stark profitieren und die<br />

monopolistischen Arrangements enorm unter Druck setzen. Schiller zitierte<br />

hierbei einen Manager, <strong>der</strong> die Hoffnung äußerte, dass die britische Initiative<br />

sich wie ein Präriefeuer ausbreiten würde.<br />

Mit <strong>der</strong> EG-Intervention in die <strong>Telekommunikation</strong>spolitik verän<strong>der</strong>te<br />

sich das internationale Diffusionsmuster grundlegend. Bislang hatten sich<br />

Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung fast ausschließlich horizontal<br />

ausgebreitet − über einseitige Nachahmung o<strong>der</strong> über handelspolitischen<br />

Druck. Mit dem Einstieg <strong>der</strong> Europäischen Gemeinschaft in die <strong>Telekommunikation</strong>spolitik,<br />

die auch vor 1985 mehr als ein rein intergouvernementales<br />

Verhandlungssystem war, wurde die horizontale Ausbreitungsform<br />

durch hierarchische Diffusion in <strong>der</strong> Art von »cuius regio, eius religio« ergänzt.<br />

Nach <strong>der</strong> Verabschiedung <strong>der</strong> Einheitlichen Europäischen Akte<br />

(EEA; 1987) und beson<strong>der</strong>s nach dem Inkrafttreten des Amsterdamer Vertrags<br />

(1997) konnte sich dieser Konvergenzprozess sogar über (qualifizierte)<br />

Mehrheitsentscheidungen ausbreiten.<br />

Daneben hatten in <strong>der</strong> EG bereits vor <strong>der</strong> EEA hierarchische Übertragungsmechanismen<br />

existiert, die nur etwas weniger spektakulär waren.

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