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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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286 Kapitel 6<br />

spruch. In Italien versuchte man zunächst, dem britischen Weg zu folgen.<br />

Auf Grund sich dramatisch zuspitzen<strong>der</strong> staatlicher Finanzschwierigkeiten<br />

sah man sich dort in den 20er-Jahren gezwungen, die schrittweise Verstaatlichung<br />

wie<strong>der</strong> aufzugeben. Auch in den USA war es den Anhängern einer<br />

»Postalisierung« trotz wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> Versuche nie gelungen, sich gegen<br />

die mächtigen privatindustriellen Interessen durchzusetzen. In den USA wie<br />

in Italien entwickelten sich die Regelungsstrukturen <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong><br />

daher auf Son<strong>der</strong>wegen: <strong>Die</strong> Amerikaner ergänzten das Privatmonopol mit<br />

einer speziellen Form staatlicher Regulierung und die Italiener schufen sich<br />

eine komplexe Mischung aus privaten und staatlichen Elementen. In den übrigen<br />

Län<strong>der</strong>n wurden die Systeme zunächst als normale Staatsverwaltungen<br />

betrieben. Trotz dieser nationalen Unterschiede stimmten alle Systeme<br />

in <strong>der</strong> Kombination von monopolistischen Marktstrukturen und einer starken<br />

politischen Kontrolle überein.<br />

Trotz <strong>der</strong> mit den unterschiedlichen Regelungsformen zusammenhängenden<br />

− zum Teil gravierenden − Performanzunterschiede existierten auf<br />

internationaler Ebene kaum Zwänge, die eine vollkommene institutionelle<br />

Konvergenz <strong>der</strong> Systeme in Richtung des leistungsfähigsten Modells (USA)<br />

hätten erzeugen können. Obwohl die nationalen <strong>Telekommunikation</strong>ssysteme<br />

untereinan<strong>der</strong> technisch verbunden waren, folgte daraus kein Wettbewerbsverhältnis,<br />

denn die nationalen Märkte waren hochgradig voneinan<strong>der</strong><br />

abgeschottet. Viele Jahrzehnte herrschte auf <strong>der</strong> Basis des skizzierten Organisationsparadigmas<br />

ein stabiles institutionelles Gleichgewicht, in das (fast)<br />

sämtliche neue Kommunikationsformen, die sich im Laufe des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

herausbildeten, sukzessive eingefügt wurden.<br />

In den 70er-Jahren begann jedoch ein Prozess, in dessen Verlauf die traditionelle<br />

Ordnung langsam aufgeweicht und an einer beson<strong>der</strong>en »Stelle«<br />

schließlich durchbrochen wurde. Auf Grund des speziellen Kontextes in den<br />

USA konnte die dritte industrielle Revolution die bisher stabilen Regelungsstrukturen<br />

langsam unterspülen, bis Anfang <strong>der</strong> 80er-Jahre ein institutioneller<br />

Erdrutsch stattfand, <strong>der</strong> die AT&T auseinan<strong>der</strong> brechen ließ und die<br />

bisher geschützten Beschaffungsmärkte öffnete. Durch die Endgeräte- und<br />

<strong>Die</strong>nsteliberalisierung sowie die erwähnten Marktöffnungsschritte wurde<br />

gleichzeitig auch das traditionelle internationale Gleichgewicht <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>sökologie<br />

zerstört. Im Anschluss an den amerikanischen<br />

Vorstoß sah sich eine zunehmende Zahl von Län<strong>der</strong>n gezwungen, ihre traditionellen<br />

Strukturen zu verlassen und diesem neuen Entwicklungspfad zu<br />

folgen: zunächst Großbritannien und Japan, sukzessive auch die Bundesrepublik<br />

Deutschland und die übrigen Industrielän<strong>der</strong>. Fast überall wurden die

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