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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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70 Kapitel 2<br />

Institutionelle Evolution mit variieren<strong>der</strong> Geschwindigkeit<br />

<strong>Die</strong> skizzierten Perspektiven <strong>der</strong> biologischen und <strong>der</strong> kulturellen Evolution<br />

haben eine Reihe neuer Mechanismen des Wandels aufgezeigt, die über den<br />

konventionellen Darwinismus hinausgehen. Im folgenden Abschnitt geht es<br />

nun darum zu prüfen, inwieweit diese unterschiedlichen Anpassungsmechanismen<br />

auf das Problem des »institutionellen Wandels« angewandt und hierdurch<br />

möglicherweise unterschiedliche <strong>Transformation</strong>sdynamiken erklärt<br />

werden können.<br />

Hierzu ist es jedoch unabdingbar, zunächst die Institutionen als Gegenstand<br />

des Wandels näher zu betrachten. In <strong>der</strong> gebotenen Kürze sollen sie<br />

hier auf höchster Abstraktionsebene als Regelsysteme verstanden werden,<br />

die menschliches Handeln strukturieren, indem sie Handlungsoptionen einschränken<br />

(North 1991, 1992). <strong>Die</strong>se Vorstellung ist bereits bei den schottischen<br />

Moralphilosophen im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t zu finden. Schon Adam Ferguson<br />

(1767: 258–259) sah Institutionen als Instinktersatz; was die Instinkte<br />

für Tiere wären, seien für Menschen die Konventionen, die eine Fixierung<br />

menschlichen Verhaltens erlaubten.<br />

Regelstrukturen dieser Art sind Errungenschaften <strong>der</strong> kulturellen Evolution<br />

und können sich sowohl über bewusste Such- und Entscheidungsprozesse<br />

als auch über blinde Variation und Selektion herausbilden. Der Wirksamkeit<br />

<strong>der</strong> Regeln, <strong>der</strong> institutionellen Strukturierung, müssen die Menschen<br />

dabei nicht unbedingt gewahr sein. <strong>Die</strong> meisten Regeln sinken ins Unbewusste<br />

ab. Sie werden internalisiert und beeinflussen den motivationalen<br />

Bereich, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Akteure wollen dann gar<br />

nicht mehr, was sie nicht dürfen, o<strong>der</strong> wollen, was sie sollen. Der Soziologe<br />

Norbert Elias (1992) hat diese Verinnerlichung als ein Hauptmoment <strong>der</strong> zivilisatorischen<br />

Entwicklung beschrieben.<br />

Ferner können solche Regeln Handlungsoptionen, die in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

erfolgreich waren, belohnen, und jene, die in <strong>der</strong> Zukunft am besten vermieden<br />

werden sollten, negativ sanktionieren. Schließlich unterscheiden<br />

sich Institutionen auch darin, ob Handlungsrestriktionen materiell o<strong>der</strong> immateriell<br />

wirksam werden. Im ersten Fall können Restriktionen über technische<br />

Artefakte »objektiviert« und bestimmte Handlungsoptionen rein technisch<br />

ausgeschlossen werden, wie dies bei technischen Geschwindigkeitsbegrenzungen,<br />

zum Beispiel bei Kleinkrafträ<strong>der</strong>n, <strong>der</strong> Fall ist. Im zweiten<br />

Fall werden Beschränkungen nur über intersubjektive Barrieren wirksam,<br />

die am Wollen menschlicher Subjekte ansetzen. <strong>Die</strong>se Strukturierungsleistungen<br />

von Institutionen können als »institutionelle Steuerung« bezeichnet<br />

werden – nicht in dem Sinne, dass Institutionen Zustände präzise bestimmen

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