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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Steuerungsstrukturen großtechnischer Systeme 71<br />

könnten, son<strong>der</strong>n dass Institutionen als Instrumente <strong>der</strong> Beeinflussung <strong>der</strong><br />

Menschen zur Verfügung stehen (Albert 1977, 1976: 23; Schelsky 1980: 78).<br />

Schließlich können Regeln auch danach differenziert werden, wie sie<br />

umgesetzt werden. Nach Douglass North (1992) gibt es Regeln, die über<br />

reine Selbstbindung wirken; Regeln, <strong>der</strong>en Effektivität von einer gegenseitigen<br />

Überwachung und Kontrolle abhängen; Regeln, die ein unabhängiger<br />

Dritter (zum Beispiel Staat) durchsetzt und sanktioniert. Schließlich gibt es<br />

Regeln, die von <strong>der</strong> gesamten Umwelt quasi automatisch implementiert<br />

werden, weil ihre Nichteinhaltung zu gravierenden Nachteilen und damit<br />

letztlich zur »natürlichen Auslese« führt (zum Beispiel <strong>der</strong> Links- o<strong>der</strong><br />

Rechtsverkehr!).<br />

<strong>Die</strong> meisten dieser Regeln wirken nicht isoliert voneinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n<br />

bilden zusammenhängende und häufig tief ineinan<strong>der</strong> verwobene Regelkomplexe,<br />

das heißt »institutionelle Matrizen«. Wenn eine Regelebene sich<br />

än<strong>der</strong>t, setzt dies oft auch Än<strong>der</strong>ungen in an<strong>der</strong>en Regelungsbereichen voraus,<br />

was wichtige Implikationen für die Möglichkeiten und die Grenzen des<br />

institutionellen Wandels hat.<br />

Wie eingangs dargestellt, können soziale Institutionen sowohl als Stabilisatoren<br />

wie auch als Beschleuniger des Wandels wirken. Zum einen können<br />

sie konservierend wirken, an<strong>der</strong>erseits ist mit ihnen eine Gelegenheitsstruktur<br />

geschaffen, die die Diskontinuitäten des Wandels verstärken kann.<br />

<strong>Die</strong> Frage nach den je spezifischen Bedingungen, unter welchen institutioneller<br />

Wandel unterschiedliche Formen annehmen kann, steht in dieser Untersuchung<br />

an zentraler Stelle.<br />

Gradueller Wandel<br />

<strong>Die</strong> geringsten Schwierigkeiten haben Evolutionstheorien mit inkrementellen<br />

Verän<strong>der</strong>ungsprozessen. Wird Evolution, wie beschrieben, als Lernen<br />

über Erfolg und Irrtum verstanden, so scheint ein solches Entwicklungsverständnis<br />

insbeson<strong>der</strong>e für Institutionen und institutionelle Arrangements angemessen<br />

zu sein, die langfristig und organisch wachsen. <strong>Die</strong>se Vorstellung<br />

ist auf die meisten politischen Institutionen anwendbar. Schon die schottischen<br />

Moralphilosophen hatten die institutionelle Entwicklung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

als eine, wie Bernard de Mandeville formulierte, »vereinigte Arbeit<br />

vieler Zeitalter«, eine »unmerkliche Anhäufung von Erfahrung aus vielen<br />

Generationen« betrachtet (Mandeville zit. nach Deckelmann 1933: 46–56).<br />

Selbst die komplizierte Staatsmaschinerie sei nicht von Gesetzgebern<br />

erdacht, son<strong>der</strong>n auf einen langen Entwicklungsprozess zurückzuführen.

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