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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

Der Ausgrabung in der hethitischen Stadtruine Kayalipinar gilt eine<br />

Förderung der <strong>Stiftung</strong>, die Prof. A. Müller-Karpe (Vorgeschichtliches<br />

Seminar, Universität Marburg) durchführt.<br />

Nach jüngsten Oberflächenuntersuchungen muss bei dem ostkappadokischen<br />

Dorf Kayalipinar eine bedeutende hethitische Stadt gelegen<br />

haben, die möglicherweise mit der Residenz- und Kultstadt Samuha<br />

identisch ist. Da der Bereich heute landwirtschaftlich genutzt<br />

wird, sind Ausgrabungen größeren Umfangs sehr schwierig. Das<br />

vom türkischen Kultusministerium genehmigte Vorhaben konzentriert<br />

sich auf die Ausgrabung eines Gebäudes, in dem man aufgrund<br />

eines beschrifteten Tontafelfragments der mittelhethitischen Periode<br />

(15./16. Jahrhundert v. Chr.) ein Tontafelarchiv mit weiteren Schriftzeugnissen<br />

vermutet. Seine Freilegung dürfte einen tieferen Einblick<br />

in die vorhethische Siedlungsgeschichte, die Genese dieser Stadt,<br />

die historischen Topographie und die Kulturentwicklung dieser Region<br />

gewähren. Die Schriftreste des Fragmentes lassen jedenfalls auf<br />

die Beschreibung eines Festrituals zu Ehren des Wettergottes und<br />

der Göttin Istar – in Anwesenheit eines Königs – schließen.<br />

Prof. K. Strobel (Abt. Alte Geschichte und Altertumskunde, Institut<br />

für Geschichte, Universität Klagenfurt) erhält für das Projekt „Tavium.<br />

Feldforschungen zur kulturellen, urbanen und historischen<br />

Entwicklung eines Zentralortes Mittelanatoliens“ Fördermittel.<br />

Die Erforschung der Stadt Tavium (altanatolisch Tawinija; heute<br />

Büyüknefes), die ca. 16 km südlich der hethitischen Hauptstadt Hattusa<br />

(modern Bogazköy) liegt, stellt ein dringendes Desiderat der<br />

Forschung dar, da der Ort vom Chalkolithikum (5./4. Jt. v. Chr.) bis in<br />

spätbyzantinische Zeit kontinuierlich besiedelt war und damit für die<br />

Archäologie Zentralanatoliens eine Schlüsselstellung einzunehmen<br />

vermag. Bereits in der Frühbronzezeit (2200 v. Chr.) hatte der seit<br />

dem Beginn des 2. Jt. v. Chr. in den Quellen belegte Ort die Funktion<br />

eines politischen und wirtschaftlichen Zentrums Binnenanatoliens.<br />

Der Ort gibt sich heute durch vier ältere Siedlungshügel im römischbyzantinischen<br />

Stadtgebiet, die spätantike und byzantinische Stadtmauer,<br />

einen Kranz von Nekropolen, das Theater und eine große Anzahl<br />

von Bauteilen zu erkennen. Erforscht werden sollen neben der<br />

Stadt selbst auch die Straßenverbindungen, Siedlungsstrukturen und<br />

die Veränderungen der Landschaft in der von ihr dominierten Region.<br />

In den Kampagnen der Jahre 1997–<strong>2000</strong> wurde das Stadtgebiet<br />

begangen und in großen Teilen erstmals vermessen sowie das städtische<br />

Umland erkundet. Die erste Phase der geophysikalischen Prospektion<br />

(Magnetometermessungen) während der Feldkampagne des<br />

Jahres <strong>2000</strong>, die in Zusammenarbeit mit der Middle East Technical<br />

University Ankara durchgeführt wurde, hat bereits sehr gute Ergebnisse<br />

gebracht. Diese Prospektion wurde <strong>2001</strong> fortgeführt und in den<br />

eingesetzten Methoden ausgeweitet. Die Aufnahme der in Büyüknefes<br />

und in den umliegenden Dörfern verbauten, aus Tavium verschleppten<br />

Inschriften und Architekturteile wurde mit großem Erfolg<br />

fortgesetzt. Die Arbeiten für die Erstellung eines Corpus der Inschrif-<br />

Kayalipinar<br />

Türkei<br />

Tavium

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