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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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167<br />

POLITIKWISSENSCHAFT<br />

in den alten und neuen Bundesländern manifestieren, in dieser<br />

Hinsicht zu signifikanten Unterschieden?<br />

Das Projekt „Lokale politische Kompetenz als Ressource der Demokratie.<br />

Eine international vergleichende Studie zum Einfluss kommunaler<br />

Strukturen auf das politische Kompetenzgefühl der Bürger“<br />

von Prof. O. W. Gabriel, Institut für Sozialwissenschaften, Universität<br />

Stuttgart, wird seit 1999 unterstützt.<br />

Demokratie bedeutet mehr als die Festlegung abstrakter Regelungen<br />

und Verfahren. Um adäquat funktionieren zu können, muss die<br />

demokratische Ordnung in den Einstellungen der Bürger verankert<br />

sein. Die Bürger müssen die für eine Demokratie charakteristischen<br />

Strukturen und Prozesse unterstützen, demokratische Verhaltensnormen<br />

befolgen und u. a. das Gefühl haben, im politischen Raum<br />

Gehör zu finden. Politikwissenschaftliche Untersuchungen zu den<br />

Einstellungen der Bürger gegenüber der Politik beziehen sich in der<br />

Regel auf die nationale Ebene als Adressat politischer Einflussnahme.<br />

Diese ist im Zuge der europäischen Einigung jedoch einem<br />

tiefgreifenden Funktionsverlust ausgesetzt. Mit der Verlagerung nationaler<br />

Kompetenzen nach Brüssel entfernt sich die Politik damit zunehmend<br />

aus der Alltagswelt der Bürger. Politische Entscheidungen<br />

werden schwerer durchschaubar. Die Verantwortung für die Gestaltung<br />

der Politik verschwimmt, die Möglichkeiten einer demokratischen<br />

Kontrolle der Entscheidungsträger verschlechtern sich. Die<br />

Chancen der Bürger, unmittelbar auf politische Entscheidungen Einfluss<br />

ausüben zu können, nehmen ab. Da der Erwerb politischer<br />

Handlungskompetenz aber nicht zuletzt durch eine (erfolgreiche)<br />

Mitwirkung an der Gestaltung der eigenen politischen Umwelt zustande<br />

kommt, trägt die Erosion nationaler Hoheitsrechte die Gefahr<br />

in sich, die kulturelle Basis der Demokratie zu untergraben.<br />

Wenn die Bevölkerung im Zuge der europäischen Integration weiterhin<br />

über Chancen für eine Mitwirkung an politischen Entscheidungen<br />

verfügen soll, dann stellen Städte und Gemeinden einen zentralen<br />

Bereich der Vermittlung zwischen Politik und Alltag dar. Weil<br />

sich auf der kommunalen Ebene schon aus organisatorischen Gründen<br />

stärkere „linkages“ zwischen den Regierenden und den Regierten<br />

entwickeln können als in der nationalen Politik oder gar in supranationalen<br />

Handlungssystemen, rückt sie am Ende des 20. Jahrhunderts<br />

als Sozialisationsarena zentraler politischer Einstellungen<br />

erneut in den Fokus der politikwissenschaftlichen Aufmerksamkeit.<br />

In dem von der <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsprojekt geht es erstens<br />

um die Frage, welche Kompetenzgefühle die Bürger Europas<br />

gegenüber der lokalen Politik empfinden und inwieweit sich diese<br />

lokalen Einstellungen von den entsprechenden nationalen Einstellungen<br />

unterscheiden. Zweitens wird diskutiert, unter welchen Bedingungen<br />

ein positiver Transfer dieser Orientierungen auf die nationale<br />

und supranationale Ebene der Politik stattfinden kann. Sowohl<br />

die unterschiedlichen Niveaus des Gefühls lokaler politischer<br />

Europa<br />

Kommunalpolitik

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