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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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11<br />

PHILOSOPHIE<br />

Martin Heidegger (1889–1976) war Schüler Edmund Husserls, des<br />

Begründers der Phänomenologie. Zwischen 1913 und 1916 studierte<br />

er katholische Theologie und Philosophie in Heidelberg. 1923 erhielt<br />

Heidegger eine Professur für Philosophie in Marburg. Nach 1928<br />

lehrte er als Nachfolger Husserls an der Universität Freiburg. In den<br />

zwanziger Jahren und in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg erreichte<br />

seine philosophische Wirksamkeit ihren Höhepunkt. Hauptwerke<br />

Heideggers sind „Sein und Zeit“ (1927) und „Einführung in die<br />

Metaphysik“ (1953). Seit den sechziger Jahren nahm Heideggers<br />

Einfluss ständig zu. Bald wirkte seine Lehre über die Grenzen<br />

Deutschlands hinaus, insbesondere in Frankreich, den USA, Japan,<br />

Italien und Spanien.<br />

Während des Dritten Reichs sympathisierte Heidegger zunächst mit<br />

dem Nationalsozialismus; dabei ist sein Versuch einer philosophisch-politischen<br />

Situationsbestimmung in den Jahren nach 1934<br />

wesentlich als Auseinandersetzung mit Ernst Jünger und Nietzsche<br />

zu verstehen. Auch über das nach 1934 nachlassende Engagement<br />

für den Nationalsozialismus, das mit einer immer stärkeren Kritik an<br />

Jünger und Nietzsche und einer Bevorzugung Hölderlins einherging,<br />

dürften die Quellen Aufschluss geben. Insofern Heideggers<br />

Technik-Analyse ebenfalls von maßgeblichen Wissenschaftlern wie<br />

z. B. Werner Heisenberg oder Carl-Friedrich von Weizsäcker und<br />

Dichtern und Denkern nach 1950 rezipiert wurde (Hannah Arendt,<br />

Paul Celan etc.), ist die Veröffentlichung der Keimzelle jener Technik-Analyse<br />

ein Desiderat, das die Grenzen der Fachphilosophie<br />

überschreitet.<br />

Die Martin-Heidegger-Gesamt-Ausgabe ist eine „Ausgabe letzter<br />

Hand“, die der Philosoph noch zu Beginn der siebziger Jahre selbst<br />

auf den Weg gebracht hat. Der Charakter dieser Edition richtet sich<br />

nach der Herausgabe der Schriften, die Heidegger selbst zu Lebzeiten<br />

veröffentlichte. Sie erscheinen ohne philologischen Apparat und<br />

ohne Register.<br />

Die Arbeit an der Herausgabe des Bandes, der die Auseinandersetzung<br />

Martin Heideggers mit Ernst Jünger dokumentiert, besteht<br />

zunächst im Transkribieren und Kollationieren der im Deutschen Literaturarchiv<br />

in Marbach lagernden handschriftlichen Texte des<br />

Philosophen. Dazu gehören ein größeres und zwei kleinere Manuskriptteile<br />

(„Zu Ernst Jünger 1934/40“ I–III), in denen Heidegger<br />

u. a. zentrale Begriffe aus Ernst Jüngers „Arbeiter“ erläutert, die gedankliche<br />

Abhängigkeit Jüngers von Nietzsche aufzuzeigen versucht,<br />

und das Gesamtwerk einer ausführlichen und scharfen Kritik<br />

unterzieht. Das dritte Stück des Manuskripts ist eine Ansammlung<br />

von Notizen aus der nach 1945 einsetzenden Korrespondenz zwischen<br />

Heidegger und Jünger. Auch die zahlreichen handschriftlichen<br />

Randbemerkungen, mit denen Heidegger seine Handexemplare<br />

des „Arbeiters“ versehen hat, sollen in den Editionsband aufgenommen<br />

werden.

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