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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Ramses II<br />

Staatsreligion<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 98<br />

über hinaus sind das Areal der Stadt sowie einzelne Grabanlagen bekannt.<br />

Neuere Sondagen des ägyptischen Antikendienstes eröffnen<br />

vielversprechende Möglichkeiten einer präziseren Erforschung. Besonderes<br />

Interesse gilt der Konstellation dieser Stadt, die ein Ensemble<br />

von Bauten der späten Ptolemäerzeit darstellt, und die später bei<br />

der Errichtung des sogenannten weißen Klosters, einem der zentralen<br />

koptischen Zentren, benutzt wurden.<br />

Geplant ist eine zweijährige Bauaufnahme der Tempelruine und der<br />

bisher freigelegten, von Zerstörung bedrohten Baublöcke, verbunden<br />

mit einer surveygestützten topographischen Erfassung des<br />

Stadtareals einschließlich der verschiedenen Grabanlagen. Daneben<br />

sollen die Inschriften fotografisch und zeichnerisch erfasst und ausgewertet<br />

werden. Die Untersuchungen sollen einerseits Kult und Eigenart<br />

der wenig bekannten Göttin Repit verdeutlichen und den Typus<br />

der Tempelanlage klären. Angesichts der bisherigen Daten und<br />

der Zeitstellung erwartet man eine Mischform zwischen ägyptischtraditionellen<br />

Elementen und griechisch-mediterranen Eigenheiten.<br />

Ferner sollen die Gräber erfasst werden, die ebenfalls aufschlussreiche<br />

Verbindungen von Vorstellungen und Bildmustern und Kulturen<br />

bezeugen.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt das von Prof. E. Blumenthal (Ägyptologisches<br />

Institut, Universität Leipzig) initiierte Forschungsprojekt<br />

„Staatsreligion und Volksfrömmigkeit unter Ramses II. Eine Studie<br />

zu Stifter, Kuhgöttin und Gottkönig auf der Stele Leipzig Ägyptisches<br />

Museum 5141“.<br />

Gegenstand der Untersuchung ist die 40 cm hohe Kalksteinstele des<br />

Ägyptischen Museums Leipzig, deren Vorderseite ein Relief mit der<br />

kuhgestaltigen Göttin Hathor und dem ihr beigegebenen Pharao<br />

Ramses II. (1279–1213 v. Chr.) zeigt, denen der knieende Stifter Penbui<br />

huldigt. Die Stele war entweder als Gedenkstein für den Tempel<br />

der Hathor oder für das Grab des Stifters gedacht. Stil und Form der<br />

Darstellung sowie der Wortlaut der eingemeißelten Inschrift lassen<br />

erkennen, dass das Bildwerk aus Deir el-Medine stammt, einer Siedlung<br />

am Westufer von Theben (heute Luxor), deren Arbeiter und<br />

Kunsthandwerker auch die Königsgräber des neuen Reiches (2.<br />

Hälfte 2. Jtsd. v. Chr.) angelegt und dekoriert haben.<br />

In langjähriger Arbeit hat Prof. Blumenthal bereits umfangreiches<br />

Material gesammelt. Mit Unterstützung von zwei Absolventen des<br />

archäologischen Seminars sollen die Ergebnisse in einer ausführlichen<br />

Monographie zusammengefasst werden. Mit dem interdisziplinären<br />

Forschungsansatz, der sowohl soziologische und religionsgeschichtliche<br />

Fragen zur Entstehungszeit als auch Aspekte zu<br />

Kunst und Literatur berücksichtigt, wird wissenschaftliches Neuland<br />

betreten. So wird. z. B. der Stifter, der als Wächter bzw. als Verwalter<br />

des Gemeinwesens in etwa 30 zeitgenössischen Quellen bezeugt ist,<br />

in seiner sozialen Position sichtbar. Dabei lassen sich die Familienverhältnisse<br />

über drei Generationen rekonstruieren und Aussagen

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