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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Ch. Dufay<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 74<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt PD Dr. F. Steinle (Max-Planck-Institut für<br />

Wissenschaftsgeschichte, Berlin) bei dem Forschungsvorhaben „Erkennen<br />

durch Handeln: Begriffsbildung, Experiment und die Entdeckung<br />

der zwei Elektrizitäten durch Charles Dufay“.<br />

Eine der folgenreichsten Schritte in der Geschichte der Elektrizitätsforschung<br />

war die Einführung des Konzeptes von zwei Elektrizitäten,<br />

die sich gegenseitig anziehen und untereinander abstoßen, durch<br />

den französischen Wissenschaftler und Direktor des Pariser Botanischen<br />

Gartens Charles Dufay (1698–1739).<br />

Als Dufay sich in den frühen 1730er der Elektrizität zuwandte, befand<br />

sich das Feld in einem unübersichtlichen Zustand. Die Elektrizitätsforschung<br />

war keinesfalls etabliert; die experimentellen Resultate<br />

waren außerordentlich variabel; zugleich gab es eine Reihe<br />

theoretischer Spekulationen, in denen die Wirkungsweise eines<br />

elektrischen Effluviums oder Spiritus in unterschiedlicher Weise vorgestellt<br />

wurde, von Strömungen über Atmosphären bis hin zu Mechanismen<br />

der Mitführung durch die Kraft des Vakuums oder der<br />

Luft. Dufay wurde durch Arbeiten englischer Forscher auf die Elektrizität<br />

aufmerksam und widmete sich bis zu seinem Tod diesem experimentellen<br />

Forschungsfeld. Dabei war Dufays Arbeit von Anfang<br />

an offensichtlich nicht in erster Linie darauf angelegt, eine mikroskopische<br />

Theorie darüber zu entwickeln, was denn Elektrizität sei. Ihm<br />

ging es vielmehr darum, das Feld der verwirrend vielfältigen elektrischen<br />

Erscheinungen neu zu ordnen und ein übergreifendes Konzept<br />

zu entwickeln, das dazu dienen sollte, Regularitäten über teilweise<br />

schon bekannte Effekte allgemeiner und überschaubarer zu formulieren.<br />

Nach der Jahrhundertmitte bildete die Lehre von den zwei<br />

Elektrizitäten das nicht mehr in Frage gestellte Fundament allen Experimentierens<br />

und Theoretisierens auf diesem Felde.<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die Untersuchung von<br />

Dufays Arbeiten, insbesondere seiner Experimentierweise und der<br />

Gründe, die ihn schließlich zum Einführen neuer Grundbegriffe führten.<br />

Für die Rekonstruktion von Dufays Arbeitsweise werden seine Experimente,<br />

konzeptionellen Schritte, Aktivitäten zur Kommunikation<br />

und deren Rückwirkung in chronologischer Folge über die fünf Jahre<br />

seiner Arbeiten hinweg beschrieben.<br />

In einem zweiten Hauptteil soll untersucht werden, wie diese Begriffe<br />

von anderen rezipiert wurden, aus welchen Gründen sie auf<br />

Ablehnung oder Zustimmung stießen und sich schließlich breit etablierten.<br />

Die Untersuchung wird die Periode zwischen 1734 und ca.<br />

1750 umfassen, also von Dufays Präsentation des Konzeptes der beiden<br />

Elektrizitäten bis zu seiner weitgehenden Etablierung unter den<br />

Elektrizitätsforschern Europas (u. a. Nollet, Gray, Freke, Schilling,<br />

auch Benjamin Franklin). Als Quellen werden die Forschungsveröffentlichungen<br />

der Periode sowie auch Lehrbücher, Abrisse der Epo-

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