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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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241<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

logischen Veränderungen der Darmschleimhaut und damit zu<br />

schweren Durchfällen; die Folge sind Unterernährung und andere<br />

Krankheitserscheinungen, die jedoch bei glutenfreier Ernährung<br />

verschwinden. Die Krankheit lässt sich also durch Ernährungsumstellung<br />

beliebig hervorrufen und wieder beseitigen.<br />

Die Ursache der Zöliakie sind nicht geklärt. Insbesondere die frühen,<br />

nach dem Wechsel zu glutenhaltiger Ernährung sehr schnell einsetzenden<br />

Krankheitsmechanismen wurden bisher kaum untersucht. Es<br />

handelt sich offensichtlich um einen immunologischen Mechanismus,<br />

denn bei den Betroffenen findet man immer wieder ein bestimmte<br />

Form eines Gens namens HLA-DQ2, welches zum Immunsystem<br />

gehört. Da die Zöliakie in Sardinien häufiger vorkommt als in<br />

allen anderen Regionen Europas (auf der Insel ist ca. 1 Prozent der<br />

Bevölkerung betroffen), findet man dort auch homozygote Personen,<br />

d. h. solche mit zwei Exemplaren (väterlich/mütterlich) von HLA-<br />

DQ2 besonders häufig. Dr. Jores möchte die frühen Vorgänge bei<br />

Eintritt der Zöliakie und die Bedeutung von HLA-DQ2 für diesen<br />

Mechanismus genauer untersuchen. Als Versuchsmaterial dient<br />

Darmgewebe, das von homozygoten Patienten nach kurzfristiger<br />

Gabe einer glutenhaltigen Ernährung gewonnen wurde. Mit immunologischen,<br />

zellbiologischen und gentechnischen Methoden sollen folgende<br />

Fragen beantwortet werden:<br />

– Findet man bei den Patienten besondere T-Zellen (Zellen des Immunsystems),<br />

die bekanntermassen an derartigen Krankheitsmechanismen<br />

mitwirken?<br />

– Wie sieht das Spektrum der T-Zellen bei den Patienten insgesamt<br />

aus? Weicht dieses Repertoire von dem gesunder Menschen ab?<br />

– In welchen Mengen werden die entscheidenden Regulationssubstanzen<br />

des Immunsystems (Cytokine) gebildet?<br />

– Bildet das Immunsystem der Betroffenen nach Stimulation anormal<br />

grosse Mengen von T-Zellen und Cytokinen?<br />

– An welchen Stellen des Darmschleimhautgewebes sind die entscheidenden<br />

T-Zellen lokalisiert?<br />

Insgesamt verspricht sich Dr. Jores von den Arbeiten neue Aufschlüsse<br />

über die Entstehung der Zöliakie, die sich später auch auf<br />

nicht homozygote Patienten übertragen lassen und für die Behandlung<br />

der Krankheit von Interesse sein dürften. Darüber hinaus sollen<br />

die Befunde auch allgemein neue, für das Verständnis vieler Krankheiten<br />

wichtige Erkenntnisse über die Funktionsweise des Immunsystems<br />

liefern.<br />

Die Untersuchung der Pathogenese generalisierter peroxisomaler Erkrankungen<br />

und Analyse der Funktion von peroxisomalen Membranproteinen<br />

durch gezielten Gen-Knockout in Mäusen ist Gegenstand<br />

eines Forschungsprojekts von Dr. G. H. Lüers, Anatomisches<br />

Institut, Universität Bonn.<br />

Zellweger-<br />

Syndrom

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