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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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61<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Auf verständliche Weise vermochte Heuss die Felder von Kultur, Politik<br />

und Wirtschaft, von Wissenschaft und Technik, von Bildung und<br />

Kunst zu verbinden und öffentlich darzustellen. Dies verschaffte ihm<br />

große und wachsende Resonanz bei der Mehrheit der bundesdeutschen<br />

Bevölkerung und seine Anerkennung als Repräsentant des<br />

„besseren“ Deutschland im Ausland während der fünfziger Jahre.<br />

Bereits zu Lebzeiten ist der große Liberale als beispielhafter bürgerlicher<br />

Demokrat und gebildeter Humanist zur Legende geworden.<br />

Das Projekt will ein neues Gesamtbild der Persönlichkeit, seiner öffentlichen<br />

Wirksamkeit und der sozialen Repräsentanz von Theodor<br />

Heuss entwerfen, das auch die Herausforderungen für seine Identität<br />

durch die epochalen Wandlungen und Umbrüche aufzeigt. Die unterschiedlichen<br />

Wirkungszusammenhänge der Biographie bilden die<br />

vier Epochen vom Kaiserreich über die Weimarer Republik und das<br />

Dritte Reich bis zur Vorgeschichte und Entwicklung der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Ferner liegt eine wichtige Zielsetzung des Projekts<br />

darin, den selbststilisierten bürgerlichen Lebensentwurf von<br />

Theodor Heuss in der Auswahl, in der Kontinuität und im Wandel der<br />

Vorbilder, Muster und Motive zu rekonstruieren und zu seiner individuellen<br />

kulturellen und sozialen Repräsentanz in der deutschen<br />

Gesellschaft in Beziehung zu setzen.<br />

„Die Krise der DDR-Intelligenz 1956/57“ ist das Thema eines durch<br />

die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsprojekts von Prof. V. Gerhardt,<br />

Institut für Philosophie, Humboldt-Universität Berlin, erarbeitet von<br />

Dr. G. Herzberg.<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die Auseinandersetzung<br />

zwischen den Intellektuellen der DDR und der SED-Führung in den<br />

Jahren 1956 und 1957, der Zeit des sogen. „Tauwetters“. Dabei geht<br />

es nicht so sehr um eine traditionell konzipierte Darstellung der Ideologiegeschichte<br />

jener Jahre, sondern um die Wissenschaftspolitik der<br />

SED, das Verhältnis der Intellektuellen zu ihrer Gesellschaft, ihrem<br />

Staat und der sie beide dominierenden Partei, um ihr Selbstverständnis,<br />

um die Kultur des Argumentierens und um den Umgang des<br />

Staates mit zweifelnden oder nachdenklichen Wissenschaftlern.<br />

Der von Chruschtschow in einer „Geheimrede“ auf dem XX. Parteitag<br />

der KPdSU im Februar 1956 angekündigte vorsichtige Abbau des<br />

Stalinismus weckte im gesamten Ostblock große Hoffnungen auf<br />

eine Lockerung des politischen Systems. In der DDR sind die Monate<br />

nach dem sowjetischen Parteitag durch eine Fülle von Diskussionen,<br />

Veröffentlichungen und Auseinandersetzungen mit der Politik und<br />

Ideologie der SED charakterisiert – als „Kampf gegen den Dogmatismus“<br />

-, ohne dass die politischen und ideologischen Grundlagen des<br />

Sozialismus in Frage gestellt wurden. An den Hochschulen und Universitäten,<br />

in den Redaktionen und Verlagen, bei Künstlern und<br />

Schriftstellern wurden der Führungsstil der SED, die Person des Ersten<br />

Sekretärs Walter Ulbricht und das allzu enge ideologische Korsett<br />

der Wissenschaften und Künste kritisiert und Vorschläge für eine<br />

DDR-<br />

Intelligenz

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