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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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SED<br />

Zensur<br />

SED und<br />

Westdeutsche<br />

Friedensbewegung<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 64<br />

– Die inszenierten Freundschaftsrituale der Staatspartei standen<br />

vielfach den unterschiedlichsten Fremdheitserfahrungen der<br />

Bevölkerung unvermittelt gegenüber. Konflikte zwischen „Einheimischen“<br />

und „Fremden“ waren in der DDR tabuisiert. Daher<br />

konnte sich keine Konfliktkultur und gesellschaftliche Toleranz<br />

entwickeln.<br />

Zensur und Parteigeschichte. Die „Heilige Schrift“ der SED ist Gegenstand<br />

eines von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Projektes des Zentrums<br />

für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V., Potsdam (Prof. Chr. Kleßmann).<br />

Bearbeiter ist Dr. S. Lokatis.<br />

Die Förderung dient der Fertigstellung einer Untersuchung zum<br />

Thema „Diskussionssteuerung durch Zensur“, die im Rahmen des<br />

1996 am Zentrum begonnenen Projektes „Geschichte als Herrschaftsdiskurs“<br />

durchgeführt wird. Bei der in der SED-Diktatur praktizierten<br />

Zensur handelte es sich nicht nur – wie gemeinhin angenommen<br />

– um eine Zensur der Belletristik, sondern um ein Gesamtsystem<br />

der Text-Steuerung, bei der die gesellschaftswissenschaftliche,<br />

die geschichtliche Literatur sowie die ideologischen Leittexte<br />

des Marxismus-Leninismus im Mittelpunkt standen. Nicht etwa von<br />

der offiziellen Zensurbehörde im Ministerium für Kultur allein, sondern<br />

von verschiedenen Instanzen der Parteizensur wurden<br />

Sprachregelungen formuliert, die Tabus diskutiert und das Ideologieverständnis<br />

der SED der wechselhaften Beschlusslage angepasst.<br />

Die Rolle des Zensors konnten vielfältige Instanzen und Personen<br />

besetzen: u. a. der Leserbrief schreibende Genosse, der Archivar bis<br />

zum Zentralantiquariat, das Außenministerium bis zum Zoll, die<br />

staatliche Literaturbehörde, der Buchhandel, verschiedene Institutionen<br />

des ZK, wie z. B. das Institut für Marxismus-Leninismus und der<br />

parteioffizielle Dietz-Verlag.<br />

Einen roten Faden im Labyrinth der Zensurinstanzen bildet der historiographische<br />

„Turmbau zu Babel“, eine Auseinandersetzung um<br />

eine kanonische Selbstbeschreibung der SED und Ulbrichts „Heilige<br />

Schrift“: die im Zentrum der Untersuchung stehende achtbändige<br />

„Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (GDA)“ von 1966.<br />

Aus verschiedenen Grundlagenwerken zu dieser Thematik<br />

(1993–1999) wird der Bearbeiter eine Summe ziehen und erstmals<br />

eine Gesamtschau auf das gesamte Zensursystem der DDR bieten.<br />

Prof. M. Wilke, Forschungsverbund SED-Staat, Freie Universität Berlin,<br />

erhält Fördermittel für das Projekt „Der Einfluss der SED auf die<br />

westdeutsche Friedensbewegung 1979 bis 1984 am Beispiel der Partei<br />

,Die Grünen‘“.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, Ziele, Methoden und Auswirkungen<br />

der Einflussnahme von SED und MfS auf die westdeutsche<br />

Friedensbewegung im Zeitraum von 1979 bis 1984 am Beispiel der<br />

Grünen darzustellen und kritisch zu analysieren. Darüber hinaus<br />

möchte die Untersuchung einen Beitrag zum Gesamtbild der westdeutschen<br />

und westeuropäischen Friedensbewegung im Kalkül der

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