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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Prof. S. Schneuwly, Institut für Zoologie, Universität Regensburg,<br />

wurde eine Sachbeihilfe für ein Projekt zum Thema „Molekulare und<br />

funktionelle Analyse von Glutathion/Thioredoxin-Reductasen in Drosophila<br />

melanogaster: Ein Modellsystem zur Analyse genetischer Ursachen<br />

neurodegenerativer Erkrankungen“ bewilligt.<br />

Oxidativer Stress durch Zunahme von freien Radikalen führt bei vielen<br />

Zellen zum Zelltod (Apoptose). Man kennt zahlreiche neurodegenerative<br />

Erkrankungen, die durch einen fortschreitenden Funktionsverlust<br />

bestimmter Areale des Nervensystems zu einem allmählichen<br />

geistigen Verfall der Betroffenen führen. Auch bei einer Reihe<br />

anderer Krankheiten des Nervensystems (unter anderem bei<br />

Amyotropher Lateralsklerose [ALS], der Parkinsonschen und der<br />

Alzheimerschen Erkrankung) vermutet man einen Zusammenhang<br />

mit dem bei vielen Patienten beobachteten Auftreten erhöhter Mengen<br />

an freien Radikalen. Die Ursache für die Zunahme freier Radikale<br />

ist eine Störung im sogenannten Redox-Haushalt der Zelle mit<br />

vermehrter Synthese der Sauerstoffradikale oder verminderter Bildung<br />

von Antioxidanzien.<br />

Gesunde Zellen haben verschiedene Möglichkeiten, ihren Redox-<br />

Haushalt zu kontrollieren. Zwei wichtige Moleküle in diesem komplexen<br />

System sind das antioxidativ wirkende Peptid Glutathion, das<br />

durch die Glutathion-Reductase regeneriert werden kann, und das<br />

ebenfalls antioxidativ wirkende Protein Thioredoxin, das durch Thioredoxin-Reductase<br />

regeneriert wird. Glutathion spielt eine wichtige<br />

Rolle für das Überleben von Neuronen. Für seine Beteiligung an<br />

mehreren neurodegenerativen Erkrankungen – ALS, Parkinson, Alzheimer<br />

– gibt es wichtige Hinweise. Thioredoxin hemmt die<br />

Apoptose und wirkt im Gehirn neuroprotektiv.<br />

Ein Weg, die Rolle einzelner molekularer Komponenten eines zellulären<br />

Systems zu klären, ist die Etablierung eines transgenen Tiermodells,<br />

in dem die einzelnen Elemente variiert und so in ihrer Funktion<br />

aufgeklärt werden können. Als Tiermodell kann Drosophila melanogaster<br />

verwendet werden. Die Fertigstellung der Genomsequenzierung<br />

im Jahre <strong>2000</strong> und die Charakterisierung von Mutanten<br />

eröffnen nun vielfältige Möglichkeiten zur Analyse der Gene, die am<br />

Redox-System beteiligt sind. Dabei konnten im Rahmen dieses Projektes<br />

bereits sehr interessante Ergebnisse erzielt werden. Die<br />

Durchsicht des Drosophila-Genoms hat ergeben, dass insgesamt<br />

zwei Thioredoxin-Reductasen (eine cytoplasmatische und eine mitochondriale<br />

Variante) existieren, jedoch keine typische Glutathion-<br />

Reductase, obwohl auch im Insektensystem Glutathion eine wichtige<br />

Rolle spielt. Die biochemische Funktion der cytoplasmatischen<br />

Thioredoxin-Reductase wurde in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe<br />

von Prof. K. Becker in Gießen untersucht. Dabei wurde entdeckt,<br />

dass das Thioredoxin-System für die Reduktion von oxidiertem<br />

Glutathion sorgt. Ein genetischer Defekt in diesem System führt<br />

bereits während der Entwicklung der Fliegen zum Absterben. Interessant<br />

ist dabei auch ein bisher unbekanntes Gen, welches in direk-<br />

Neurodegenerative<br />

Erkrankungen<br />

Tiermodell

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