12.12.2012 Aufrufe

JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

217<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

eine seltene, monogen verursachte neuromotorische Erkrankung.<br />

Die Patienten leiden unter Bewegungsstörungen, Krämpfen und einer<br />

ausgeprägten Neigung zu Muskelspasmen, das EMG-Muster<br />

weist deutliche Veränderungen auf. Ausgelöst wird die Krankheit<br />

durch Mutationen in einem sogenannten Neurotransmitter-Rezeptor,<br />

einem wichtigen Vermittler bei der synaptischen Signalübertragung.<br />

Solche Rezeptoren befinden sich unter anderem jenseits des synaptischen<br />

Spalts auf der Oberfläche von Nervenzellen: Eine elektrisch<br />

erregte Nervenzelle schüttet über ihre Synapse ihren Botenstoff in<br />

den synaptischen Spalt, dieser wird von den Rezeptoren auf der gegenüberliegenden<br />

Zelle gebunden, und je nachdem, ob es sich um<br />

einen inhibitorischen oder einen excitatorischen Rezeptor handelt,<br />

werden in dieser Zelle gewisse Veränderungen ausgelöst. Ist dieser<br />

Signalübertragungsweg unterbrochen oder in seiner Wirksamkeit<br />

verringert, kann der Impuls zwangsläufig nicht oder nicht mehr so effizient<br />

weitergeleitet werden. Im Falle der Hyperekplexie ist die Inhibition<br />

von Motoneuronen gestört, hierfür kann beispielsweise der<br />

inhibitorische Glycerinrezeptor verantwortlich sein. Durch die permanente<br />

Erregung verharrt die Muskelzelle im kontrahierten Zustand,<br />

dies erklärt die in solchen Fällen beobachteten Spasmen.<br />

Es existiert ein Mausmodell mit einem mutierten Glycinrezeptor-<br />

Gen, das ähnliche Symptome aufweist wie die Hyperekplexie und<br />

man hat bei Familien, in denen diese Krankheit vorkommt, ebenfalls<br />

entsprechende Mutationen nachweisen können. Allerdings gibt es<br />

beim Menschen offenbar verschiedene Arten von Mutationen mit<br />

verschiedenem Erbgang. Der Glycinrezeptor besteht aus fünf Untereinheiten<br />

(drei �1-Untereinheiten und zwei �-Untereinheiten), durch<br />

die Bindung seines Liganden bildet er einen Chloridionenkanal. Bei<br />

Mäusen sind Mutationen in beiden Untereinheiten beschrieben, die<br />

sich jeweils in neuromotorischen Störungen niederschlagen, welche,<br />

ähnlich wie die Hyperekplexie denen einer Strychninvergiftung<br />

ähneln, in seltenen Fällen fehlt der Rezeptor ganz. Zudem sind Fälle<br />

von rezessivem und autosomal dominantem Erbgang bekannt.<br />

Im Rahmen des Forschungsvorhabens hat die Untersuchung eines<br />

transgenen Mausstammes, der ein menschliches Hyperekplexie-Gen<br />

trägt, bisher ergeben, dass die Expression dieses Transgens einen typischen<br />

Phänotyp auslöst, dass dieser Phänotyp in vielem dem Hyperekplexie-Krankheitsbild<br />

ähnlich ist, und dass der erzeugte Glyzinrezeptor-Defekt<br />

sei in den Mäusen auch die Aktivität des GABA-<br />

Rezeptors in Mitleidenschaft zieht. Während die ersten beiden Beobachtungen<br />

die Eignung des gewählten Modells bestätigen, bringt<br />

letztere einen neuen Aspekt in die weitere Forschung; es deutet sich<br />

nämlich an, dass an diesem Modell wichtige neue Erkenntnisse über<br />

Rezeptorwechselwirkungen in vivo gewonnen werden können, die<br />

letztlich auch zur Behandlung von anderen neuronalen Erkrankungen<br />

nützlich sein könnten. Hier anknüpfend soll in Zukunft die<br />

Funktion des Glyzinrezeptors sowie dessen Wechselwirkung mit anderen<br />

Rezeptorsystemen elektrophysiologisch und pharmakologisch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!