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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Polnische<br />

Fraktion<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 46<br />

In ihrem Nachlass, der im Archiv des Staatsbürgerinnen-Verbandes<br />

in Berlin aufbewahrt wird, befindet sich ein Teil ihres lebenslang geführten<br />

Tagebuches, der gerade die Jahre 1849 bis 1857 umfasst. Zusammen<br />

mit den im Nachlass und anderen Archiven überlieferten<br />

Briefen von und an Louise Otto-Peters aus dieser Zeit bilden sie einen<br />

Grundstein für die Untersuchung. Neben der Erstellung einer<br />

wissenschaftlich-kritischen und kommentierten Quellendokumentation<br />

des Tagebuchs und der Briefe ist auch die Erarbeitung einer<br />

Fallstudie zum Wirken Louise Otto-Peters für die gesamtnationale<br />

Organisation von Frauen vorgesehen. Die Veröffentlichung soll in<br />

Buchform (ca. 500 Seiten) und auf CD-ROM erfolgen.<br />

Prof. D. Dahlmann, Seminar für Osteuropäische Geschichte, Universität<br />

Bonn, und Prof. G. Krumeich, Historisches Seminar II, Universität<br />

Düsseldorf, erhalten Fördermittel für das Projekt „Die Polnische<br />

Fraktion im Deutschen Reichstag 1871–1918“.<br />

Das Forschungsvorhaben hat die Geschichte der Polnischen Fraktion<br />

im Deutschen Reichstag von ihrer Gründung im Jahre 1871 bis zu ihrer<br />

Auflösung 1918 zum Gegenstand.<br />

Die deutsch-polnischen Beziehungen in den preußischen Ostprovinzen<br />

sind in der Geschichtsschreibung sehr umstritten. Seit dem 14.<br />

Jahrhundert bzw. seit den polnischen Teilungen im 18. Jahrhundert<br />

gehörten Schlesien, Posen und Westpreußen zu Preußen. Die Gebiete<br />

waren national gemischt und wurden von Polen und Deutschen<br />

besiedelt. Die Teilungen Polens hatten einerseits erhebliche Unterschiede<br />

in der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung einzelner<br />

Teilgebiete zur Folge; sie führten andererseits, insbesondere im<br />

19. Jahrhundert, zu sich verschärfenden Nationalitätenkonflikten<br />

(schwerpunktmäßig in Posen und Schlesien, weniger in Westpreußen).<br />

Die Änderung der preußischen Polenpolitik von einer auf<br />

Ausgleich bedachten und liberalen Ausrichtung zu Beginn des<br />

19. Jahrhunderts hin zu einer scharfen antipolnischen Politik<br />

während des Kulturkampfes und zur vertieften Germanisierungspolitik<br />

(u. a. Verbot der polnischen Sprache an den Schulen, Ausweisung<br />

von Polen und Ansiedlung von deutschen Bauern, Ostmarkenverein)<br />

an der Schwelle zum 20. Jahrhundert trug zu einer weiteren<br />

Zuspitzung der Nationalitätenfrage bei. Im Versailler Vertrag wurden<br />

die preußischen Ostprovinzen geteilt und in erheblichem Umfang<br />

dem neugebildeten polnischen Staat angeschlossen. Die im Kaiserreich<br />

entstandenen Vorurteile, Stereotypen und Konflikte jedoch<br />

wirkten weiter und bestimmten wesentlich die Einstellung breiter<br />

Massen der polnischen Bevölkerung gegenüber der deutschen Minderheit<br />

in Polen nach dem Ersten Weltkrieg.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Tätigkeit der polnischen<br />

Fraktion vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und der<br />

Entwicklung des deutsch-polnischen Verhältnisses zur Zeit des<br />

Zweiten Deutschen Kaiserreichs zu untersuchen. Dabei sollen die<br />

geschichtlichen Zusammenhänge der preußischen Polenpolitik und

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