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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellte Prof. R. Spree (Seminar für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte,<br />

Universität München) für das Projekt „Ein Human<br />

Development Index für Deutschland. Die Entwicklung des Lebensstandards<br />

von 1920 bis 1960“ Fördermittel zur Verfügung.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Entwicklung des Lebensstandards<br />

breiter Bevölkerungsschichten in Deutschland zwischen<br />

1920 und 1960, vor allem während der NS-Zeit, und die Ursachen für<br />

Trends und regionale Unterschiede zu analysieren.<br />

Als Referenzmaß wird der Human Development Index (HDI) verwendet,<br />

den das „Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen<br />

(UNDP)“ seit 1990 regelmäßig veröffentlicht und verbessert. Er enthält<br />

üblicherweise drei gleichgewichtige Komponenten: langes Leben<br />

(gemessen durch Lebenserwartung bei der Geburt), Bildung (gemessen<br />

als gewichteter Durchschnitt von Erwachsenenalphabetenrate<br />

und Schulbesuchsrate im primären, sekundären und tertiären<br />

Bildungssektor) und Zugang zu Ressourcen (gemessen als reales<br />

Bruttosozialprodukt [BSP] pro Kopf). Neben dem HDI wird der sogenannte<br />

GDI (Gender-related Development Index) eingesetzt, der die<br />

HDI-Werte um das Ausmaß der Ungleichheit zwischen Männern und<br />

Frauen korrigiert.<br />

Außerdem soll ein auf die spezifischen Verhältnisse in Deutschland<br />

während des Untersuchungszeitraumes zugeschnittener eigener Development<br />

Index konstruiert und evaluiert werden, um die regionalen<br />

Disparitäten regionaler Wohlfahrtsentwicklung vollständiger zu<br />

erfassen. Dieser Index wird voraussichtlich folgende Variablen beinhalten:<br />

Bruttoschulbesuchsraten im primären und sekundären Bildungssektor,<br />

Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit, Lebenserwartung<br />

ab dem fünften Lebensjahr, Morbiditätsraten, Einkommen,<br />

Arbeitslosigkeit und Arbeitszeit.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Untersuchung der<br />

Abweichungen der ökonomischen und gesundheitlichen Entwicklung<br />

während der Weltwirtschaftskrise und in den ersten Jahren des<br />

„Dritten Reiches“. So stieg z. B. das reale BSP pro Kopf zwischen<br />

1933 und 1936 um 33,5 Prozent, gleichzeitig erhöhte sich auch die<br />

Sterblichkeit der Kinder zwischen ein und fünf Jahren um 13 Prozent.<br />

Die Sterbehäufigkeit junger Männer zwischen 20 und 25 Jahren<br />

stieg von 1933 bis 1937 sogar um 18 Prozent. Die Erforschung der<br />

Ursachen dieser Disparitäten soll einen Beitrag leisten zum tieferen<br />

Verständnis des Zusammenhangs von wirtschaftlicher Entwicklung<br />

und Veränderungen im Lebensstandard. Schließlich ist es vorgesehen,<br />

die nationalen und auch regional disaggregierten Forschungsergebnisse<br />

durch einen Vergleich mit der Wohlfahrtsentwicklung in<br />

England und Schweden zu ergänzen, um so die deutsche Entwicklung<br />

während des Untersuchungszeitraumes im erweiterten europäischen<br />

Kontext zu verorten.<br />

Das Projekt basiert auf der Auswertung statistischer Materialien<br />

(Veröffentlichungsreihen des Statistischen Reichs- und Bundesamtes<br />

Human<br />

Development<br />

Index

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