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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Bilãd<br />

al-Shãm<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 70<br />

Das weltanschaulich-politische Profil der Dozentenschaft ließ sich<br />

ferner anhand sämtlicher Berufungsentscheidungen zwischen 1915<br />

und 1923, der Kriegspublizistik, des Engagements in den Revolutionsmonaten,<br />

der Reaktionen auf den Versailler Vertrag (mehrere<br />

Königsberger Dozenten waren Mitglieder der deutschen Friedensdelegation)<br />

sowie anhand des Verhaltens während des „Kapp-Putsches“<br />

erfassen, der zu einer Neuregelung der Stellung des Universitätskurators<br />

führte. Als wertvoller Quellenfund erwies sich die Zeitschrift<br />

„Der geistige Arbeiter“, die 1919 erste Deutungen der deutschen<br />

und der russischen Revolution dokumentiert. Ähnlich ergiebig<br />

ist das seit 1920 von Königsberger Beiträgen und Herausgebern geprägte<br />

„Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie“, das 1924/25<br />

eine umfangreiche vorläufige Bilanz zu Lenins Experiment publizierte:<br />

„Der Staat, das Recht und die Wirtschaft des Bolschewismus“.<br />

Noch nicht abgeschlossen ist die Auswertung Königsberger Tageszeitungen<br />

zwischen 1917 und 1923. Das bisher aus einer lückenhaften<br />

Überlieferung zutage geförderte Material belegt jedoch, dass für<br />

die angestrebte Mikroanalyse regionaler Verklammerung von Politik<br />

und Wissenschaft auf eine Fortsetzung dieser zeitaufwendigen Spurensicherung<br />

nicht zu verzichten ist.<br />

Folgende Publikation ist erschienen:<br />

Von der Grenzland-Universität zum Zentrum der nationalsozialistischen<br />

„Neuordnung des Ostraums“? Aspekte der Königsberger<br />

Universitätsgeschichte im Dritten Reich. – In: Jahrbuch für die<br />

Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands: Zeitschrift für vergleichende<br />

und preußische Landesgeschichte. Bd. 46. <strong>2000</strong>. München<br />

<strong>2001</strong>. S. 233–269.<br />

Für die Studie von Prof. T. Philipp (Sektion Politik- und Zeitgeschichte<br />

des Nahen Ostens, Universität Erlangen) „Visionen einer<br />

neuen Gesellschaftsordnung in Bilãd al-Shãm“ stellte die <strong>Stiftung</strong><br />

Fördermittel zur Verfügung.<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die arabische intellektuelle<br />

Renaissance des Neunzehnten Jahrhunderts, die al-Nahda, wie<br />

sie sich unter den gesellschaftlichen, kulturellen und räumlichen Bedingungen<br />

in den syrischen Provinzen des Osmanischen Reiches<br />

(Bilãd al-Shãm) ausgebildet hat. Die Nahdaforschung nimmt in der<br />

Geschichtsschreibung des modernen Nahen Ostens eine zentrale<br />

Rolle ein. So wird die Nahda als Ursprung für den Säkularismus,<br />

Liberalismus und Nationalismus des Zwanzigsten Jahrhunderts angesehen.<br />

Ebenso führt man den Islamismus als authentizitätssuchende<br />

Geistesströmung auf die arabische Renaissance zurück.<br />

Das Osmanische Reich befand sich im vorletzten Jahrhundert in einer<br />

Dauerkrise. Die Gefahr einer Eroberung durch ausländische<br />

Mächte verschärfte sich noch durch das Entstehen des Nationalbewusstseins<br />

der unter osmanischer Herrschaft stehenden Völker. Die<br />

nichttürkischen Völker des Reiches forderten ihre Unabhängigkeit<br />

und erhielten sie auch nach und nach. Die osmanischen Herrscher

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