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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Taubheit<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 224<br />

ter Nachbarschaft des Thioredoxin-Reductase-Gens liegt. Dieses<br />

Gen scheint ebenfalls am Redox-Haushalt der Zelle beteiligt zu sein,<br />

führt doch eine Mutation im entsprechenden Gen zur Degeneration<br />

des zentralen Nervensystems. Interessanterweise spielt dieses Genprodukt<br />

auch bei der zellulären Bekämpfung des oxidativen Stresses<br />

eine wichtige Rolle. Weitere Untersuchungen, auch der verwandten<br />

Gene beim Menschen sollen in diesem Projekt fortgeführt werden.<br />

Die „Untersuchung der Ursachen einer sensorineuralen, nicht syndromischen<br />

Taubheit infolge defekter Connexin-26- und Connexin-<br />

30-Proteine“ ist Gegenstand eines Forschungsvorhabens von Dr. T.<br />

Ott, Dr. B. Teubner und Prof. K. Willeke, Institut für Genetik, Universität<br />

Bonn.<br />

Bei ein bis zwei von tausend Neugeborenen besteht eine angeborene<br />

Taubheit. Die Hälfte dieser Fälle von angeborener Taubheit ist auf<br />

pränatale Infektionen zurückzuführen, durch die das Hörorgan geschädigt<br />

wird, die andere Hälfte ist genetisch bedingt. Die genetisch<br />

bedingten Fälle von angeborener Taubheit sind zur Hälfte verursacht<br />

durch eine andere Krankheit (Syndrom), bei den übrigen handelt<br />

es sich um eine sogenannte nicht-syndromische Taubheit.<br />

Im Zusammenhang mit nicht-syndromischer Taubheit sind durch<br />

Kopplungsanalysen inzwischen 70 Genorte nachgewiesen worden,<br />

in denen Mutationen vorkommen können. Weitere 400 Genloci des<br />

Menschen sind beschrieben, deren syndromischer Phänotyp Taubheit<br />

mit einschließt. Der Erbgang ist meistens autosomal-rezessiv<br />

(DFNB-Loci), seltener autosomal-dominant (DFNA-Loci) und nur in<br />

wenigen Fällen X-chromosomal.<br />

Im Rahmen des Projektes sollten Mutationen in zwei Genen untersucht<br />

werden, die bei Menschen zu nicht-syndromischer Taubheit<br />

führen. Diese Mutationen wurden in Genen für Connexin-26<br />

(DFNA3/DFNB1) und Connexin-30 (DFNA3) nachgewiesen. Aus der<br />

Familie der Connexinproteine kennt man in Mäusen bisher 17 Mitglieder,<br />

14 davon wurden im Labor von Prof. Willecke identifiziert<br />

und kloniert. Dabei handelt es sich um Transmembranproteine mit<br />

vier membrandurchspannenden Abschnitten. Diese bilden die strukturellen<br />

Untereinheiten sogenannter Gap-Junction-Kanäle, durch<br />

die eine direkte Verbindung zwischen benachbarten Zellen hergestellt<br />

wird, über die Ionen, Zucker und Signalbotenstoffe ausgetauscht<br />

werden können. Derartige Kanäle sind unter anderem wichtig<br />

für den Ionenaustausch bei Sinneszellen.<br />

Die im Labor von Prof. Willecke untersuchten Connexine 26 und 30<br />

werden unter anderem im Innenohr exprimiert. Daher liegt es nahe,<br />

die Auswirkungen von Mutationen dieser Gene auf den Gap-Junction-vermittelten<br />

Ionenhaushalt in Zellen des Innenohrs zu studieren.<br />

In der laufenden Förderphase wurden kodierende Sequenzen aus<br />

Blutproben tauber Patienten, die für defekte Connexin-26-Gene ko-

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