12.12.2012 Aufrufe

JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

47<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

der polnischen Bestrebungen nach politischer Unabhängigkeit aufgezeigt<br />

sowie die Herausbildung des Nationalismus in der deutschen<br />

und polnischen Bevölkerung nachgezeichnet werden. Das Forschungsinteresse<br />

ist auf die parlamentarischen Aktivitäten der polnischen<br />

Abgeordneten hinsichtlich der deutschen Innen- und Außenpolitik,<br />

ferner auf die politische Tätigkeit der einzelnen Fraktionsmitglieder<br />

in ihren Wahlkreisen und in der polnischen Öffentlichkeit<br />

fokussiert. Die Fragen nach der sozialen Herkunft der polnischen<br />

Reichstagsabgeordneten, ihrer Mentalität, ihrer Einstellung zum<br />

preußischen Staat und zur Nationalitätenfrage, schließlich ihrer Beteiligung<br />

am gesellschaftlichen und politischen Leben in Berlin bilden<br />

darüber hinaus einen wichtigen Bestandteil des Projekts.<br />

„Der politische Lebensweg Hindenburgs (1914–1934)“ ist Gegenstand<br />

eines von Prof. W. Pyta am Historischen Institut der Universität<br />

Stuttgart durchgeführten und von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützten<br />

Projekts.<br />

Paul von Hindenburg (1847–1934) hat die deutsche Geschichte im ersten<br />

Drittel des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst. Er diente<br />

nicht nur drei politischen Systemen (dem Kaiserreich, der Weimarer<br />

Republik sowie dem „Dritten Reich“), sondern bekleidete überdies<br />

in diesen drei so unterschiedlich verfassten Ordnungen durchweg<br />

Spitzenpositionen. Unter Wilhelm II. stieg er im Ersten Weltkrieg<br />

zum Chef des Generalstabs des Feldheeres und damit zum Befehlshaber<br />

der heimlichen Nebenregierung der III. Obersten Heeresleitung<br />

auf. Die Kriegsniederlage unbeschadet überstehend, wurde er<br />

1925 in das Amt des höchsten Repräsentanten des republikanischen<br />

Staatswesens von Weimar, des Reichspräsidenten, vom Volk gewählt,<br />

um 1933 mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler eine<br />

entscheidende Voraussetzung für den Weg in die NS-Diktatur zu<br />

schaffen. In der Zeit seines politischen Wirkens bewies von Hindenburg<br />

im Alter eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit an die politischen<br />

Umstände. Sie hat ihn zu höchsten Staatsämtern geführt und<br />

eine ungewöhnliche, teilweise bis heute andauernde Popularität eingebracht.<br />

Hauptanliegen des Forschungsvorhabens ist es, die politische Schaffensperiode<br />

Hindenburgs auf der Basis archivalischen Materials zu<br />

durchleuchten und den Ursachen und Folgen seiner politischen Karriere<br />

vor dem Hintergrund der jeweiligen politischen und gesellschaftlich-kulturellen<br />

Umstände nachzuspüren. Die zentrale Fragestellung<br />

richtet sich darauf, welche gesellschaftlichen Strukturen<br />

des Kaiserreiches den Hindenburg-Mythos einerseits ermöglichten<br />

und auf welche Weise Hindenburg selbst andererseits sein öffentliches<br />

Ansehen politisch zu instrumentalisieren wusste, das er nicht<br />

zuletzt durch eine geschichtsmediale Inszenierung vermehrt hatte.<br />

Weiterhin soll grundsätzlich nach dem Politikverständnis Hindenburgs<br />

gefragt werden, d. h. danach, ob Hindenburg – wie es den Anschein<br />

hat – überhaupt kein Verständnis für die spezifischen, sich<br />

vom Militär strukturell abhebenden Ordnungs- und Leitungsfunktio-<br />

Paul von<br />

Hindenburg

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!