JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Thugga Tunesien ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 82 Der unter den Kaisern Valentinianus II, Theodosius I und Arcadius um die Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert über dem Grab des Apostels Paulus errichtete fünfschiffige Bau soll in seinen Ausmaßen, seiner Ausstattung und kultischen Bedeutung den vom Kaiser Konstantin gestifteten römischen Großbasiliken – des Lateran und Vatikan – ebenbürtig gewesen sein. Nach dem verheerenden Brand von 1823 wurde dieser jedoch nicht mehr restauriert, sondern unter dem Einfluss der seinerzeit vorherrschenden Kunstströmungen auf den antiken Fundamenten im klassizistischen Geschmack und Pomp wiedererrichtet. Spätantike Baudekorationen (Kapitelle, Basen, Fragmente von Säulenschäften, Konsolen, Akrotere) wurden teilweise verworfen, teilweise geborgen und teilweise Ende der 30er Jahre in einen nahegelegenen Park aufgestellt. Die ersten Versuche zur Rekonstruktion der Baudekoration unternahmen F. W. Deichmann und A. Tschiera (Publikation 1939) und D. Hoth (Publikation 1988). Da im Jahr <strong>2000</strong> weitere Fundstücke von der Direktion der Vatikanischen Museen und Monumente der Forschung zur Verfügung gestellt wurden, können die bislang strittig gebliebenen Fragen der skulpturalen Ausstattung besser geklärt werden. Man erhofft sich darüber hinaus wichtige Erkenntnisse zu Produktion und Formenwandel spätantiker Bauplastik in Rom und ihr Verhältnis zur Architekturdekoration in Konstantinopel. Die gewährten Mittel dienen der zeichnerichen und fotografischen Dokumentation aller bekannten Stücke sowie der Erstellung eines wissenschaftlichen Kataloges. Für die Archäologische Untersuchung zur frühen Siedlungsgeschichte von Thugga/Tunesien stellte die <strong>Stiftung</strong> PD Dr. S. Ritter (Archäologisches Institut, Universität Freiburg) Fördermittel bereit. Die Stadt Thugga entwickelte sich seit ihrer punischen Gründung im 4. Jh. v. Chr. zu einem der bedeutendsten urbanen Zentren des Numiderreiches, bevor sie 46 v. Chr. dem römischen Imperium einverleibt wurde. Seit der Freilegung des heute sichtbaren Baubestandes (1891) hat es die Forschung weitgehend versäumt, die archäologischen Zeugnisse – abgesehen von den Inschriften – hinreichend zu dokumentieren und auszuwerten, so dass sich ein besonders krasses Missverhältnis zwischen der ergrabenen Bausubstanz und dem geringen wissenschaftlichen Kenntnisstand ergeben hat. Ziel des Forschungsvorhabens ist es deshalb, am Beispiel eines bereits sondierten Grabungsareals die Siedlungskontinuität Thuggas freizulegen und im Wandel tiefgreifender politischer, kultureller und ökonomischer Veränderungen transparent zu machen. Das Interesse richtet sich dabei auf drei chronologisch einzugrenzende Perioden: „die numidische Zeit“, „die frühe römische Zeit“ und „die mittlere Kaiserzeit und später“. Die Sondierungen am sogenannten „Annexbau der Maison du Trifolium“ hat ergeben, dass bei der geplanten Grabung zwei Vorgängerbauten, der eine aus numidischer, der an-
83 ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT Abb. 4: Projekt „Dokumentation und Bauuntersuchung der Maxentius-Basilika“: Maxentius-Basilika, Nordostecke, CAD-Modell als Isometrie. In das digitale Modell wird sowohl das im Handaufmaß als auch das photogrammetrisch und lasertechnisch gewonnene Dokumentationsmaterial eingearbeitet (hier ein Ausschnitt der Oberflächenanalyse mit Kartierung der verschiedenen Mauerwerkstypen, die jeweils eine bestimmte Bauphase bzw. Bauzustand markieren).
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