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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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POLITIKWISSENSCHAFT<br />

Es ist denkbar, dass unterschiedliche Ausprägungen des demokratischen<br />

Verfassungsstaates unterschiedlich gut mit den Herausforderungen<br />

umzugehen vermögen, die zu bestehen sind. Das ist eine<br />

Frage, die das besondere Interesse der vergleichenden Forschung<br />

verdient. In jedem Fall ist es wahrscheinlich, dass das Ensemble von<br />

Institutionen und Regeln, das den demokratischen Verfassungsstaat<br />

ausmacht, einem gesteigerten Entwicklungsdruck ausgesetzt sein<br />

wird. Die Entwicklungs- und Anpassungsfähigkeit dieses Typus von<br />

politischer Ordnung ist deshalb ein Thema, auf das viele Fragestellungen<br />

hinführen. Dabei kommt über die empirische Forschung hinaus<br />

auch die politische Philosophie ins Spiel, insofern es nämlich notwendig<br />

zu jeder Weiterentwicklung des demokratischen Verfassungsstaates<br />

gehört, sich stetig der Legitimitätsbedingungen demokratischer<br />

Politik zu vergewissern.<br />

Es ist dieser Gesamtkomplex von Fragen, dessen Bearbeitung durch<br />

die Politikwissenschaft die <strong>Stiftung</strong> insbesondere unterstützen<br />

möchte.<br />

Mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> arbeiten Prof. O. W. Gabriel und A. Vetter,<br />

Abteilung für politische Systeme und politische Soziologie, Institut<br />

für Sozialwissenschaften, Universität Stuttgart, an einem Forschungsvorhaben<br />

zum Thema „Bürgerschaftliches Engagement, soziales<br />

Kapital und Demokratie. Ein deutsches und internationales<br />

Forschungsprojekt“.<br />

Gegenwärtig bestimmen die Konzepte „Bürgerschaftliches Engagement“<br />

und „Sozialkapital“ die Diskussion über die Zukunft der Demokratie<br />

in der westlichen Welt. In Wissenschaft und politischer Praxis<br />

werden vor allem zwei Gründe für die Aufwertung des bürgerschaftlichen<br />

Engagements als Handlungsressource moderner Gesellschaften<br />

genannt: Zum einen stehen die westlichen Wohlfahrtsstaaten vor<br />

neuen Anforderungen (durch veränderte Altersstrukturen, Zunahme<br />

grenzüberschreitender Migration, veränderte Arbeitsmarktstruktur),<br />

vor deren Hintergrund sich ehrenamtliche soziale Tätigkeit in Freiwilligenorganisationen<br />

zu einem wichtigen Faktor des gesellschaftlichen<br />

Zusammenlebens in ökonomischer und sozialer Hinsicht entwickeln<br />

kann. Zum anderen wird die Integrationskapazität von sozialem Kapital<br />

hervorgehoben. Mit Hilfe eines lebendigen Vereinslebens lernen<br />

die Bürger, einander zu vertrauen und erfolgreich zu kooperieren.<br />

In der empirischen Forschung wurden jedoch die in der Sozialkapital-Debatte<br />

vorgetragenen Argumente bisher noch nicht überzeugend<br />

belegt. Lediglich eine der theoretischen Annahmen scheint bislang<br />

unumstritten: Die erwarteten positiven Folgen des Sozialkapitals<br />

für eine Demokratie entwickeln sich vorzugsweise in denjenigen<br />

Handlungskontexten, in denen die meisten sozialen Interaktionen<br />

stattfinden: auf der lokalen Ebene.<br />

Das Projekt ist Teil eines seit 1999 von der European Science Foundation<br />

(ESF) finanzierten internationalen Forschungsprojektes zum<br />

Thema „Citizenship, Involvement, Democracy“ (CID). Das Ziel des<br />

Bürgerengagement

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