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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Tangier-<br />

Krankheit<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 232<br />

und Plättchen-[P-]Subtyp), das aktive Enzym ist ein Dimer aus zwei<br />

Monomeren desselben Subtyps oder zweier unterschiedlicher Subtypen.<br />

Man weiß, dass bei einer angeborenen Form von Glykogenspeicherkrankheit<br />

– der Tarui-Krankheit – der Muskelsubtyp der PFK1 in<br />

seiner Funktion gestört ist, und in einer Untersuchung an einer Familie<br />

von Tarui-Patienten konnte Dr. Ristow zeigen, dass bei den betroffenen<br />

Patienten die Insulinsekretion vermindert, beziehungsweise<br />

die Insulinoszillation gestört ist, dieses Krankheitsbild deckt<br />

sich mit dem des Diabetes mellitus Typ II. Damit kommt PFK1 als<br />

Kandidat für eine ursächliche Beteiligung an der Entstehung dieser<br />

Krankheit in Frage.<br />

Dr. Ristow möchte die genaue Physiologie des Glukosestoffwechsels<br />

und der Insulinsekretion bei gestörter PFK1-Funktion an einem<br />

transgenen Tiermodell für den Muskelsubtyp von Phosphofructokinase-1<br />

untersuchen, um daraus Aufschluss über die molekularen<br />

Ursachen für die Symptomatik des Diabetes mellitus Typ II zu gewinnen.<br />

Die molekulare Ursache und Pathogenese der Tangier-Krankheit ist<br />

Gegenstand eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens<br />

von Dr. S. Rust und Prof. G. Assmann, Institut für Arterioskleroseforschung<br />

an der Universität Münster.<br />

Unter den Lipoproteinen haben die beiden Typen LDL und HDL unterschiedliche<br />

Auswirkungen auf die Entstehung einer Arteriosklerose.<br />

Ein hoher LDL-Spiegel im Blut ist mit einem erhöhten Risiko<br />

für Arteriosklerose und Herzinfarkt verbunden; HDL dagegen<br />

scheint vor diesen Krankheiten zu schützen. Ein niedriger HDL-<br />

Spiegel ist der wichtigste Einzelparameter für eine Voraussage über<br />

das Erkrankungsrisiko. Eine genetisch bedingte, durch einen stark<br />

erniedrigten HDL-Spiegel gekennzeichnete Krankheit ist die Tangier-Krankheit.<br />

Im Rahmen des durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Projektes<br />

haben Dr. Rust und Prof. Assmann in den letzten zwei Jahren<br />

die molekulare Ursache der Tangier-Krankheit untersucht. Nach der<br />

chromosomalen Lokalisation der Krankheit auf Chromosom 9q31<br />

durch Untersuchung der vererbten chromosomalen Segmente in einer<br />

grossen Tangier-Familie wurden anschliessend bei der Kandidatengensequenzierung<br />

zahlreiche Defekte im ABCA1-Gen als die ursächlichen<br />

genetischen Defekte bei Tangierpatienten identifiziert.<br />

ABCA1 ist ein Mitglied der „ATP-binding cassette“-Proteinfamilie,<br />

die zahlreiche ATP-abhängige membranständige Transporter und<br />

Ionenkanäle enthält. Wahrscheinlich ist ABCA1 ebenfalls ein Transporter,<br />

dem eine wichtige Rolle beim Cholesterin-Efflux zukommt.<br />

Viele Merkmale der Tangiererkrankung, darunter auch lipidbeladene<br />

orange Tonsillen und die koronare Herzkrankheit (KHK), werden<br />

nur in einem Teil der Tangierfamilien beobachtet. Die bei einem<br />

ABCA1-Defekt stets beobachtete HDL-Defizienz muss deshalb separat<br />

vom Arterioskleroserisiko betrachtet werden und die Basis beider<br />

Effekte könnte sogar verschiedenen Zelltypen zugeordnet sein (z. B.

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