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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Lutherhalle<br />

Wittenberg<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT 24<br />

Die in den hutterischen Handschriften überlieferten Texte lassen<br />

sich nach verschiedenen Kriterien gruppieren. Von rezeptionsgeschichtlichem<br />

Interesse sind die Abschriften von gedruckten Texten<br />

verschiedener Autoren des täuferischen und spiritualistischen Spektrums,<br />

z. B. Hans Hut, Menno Simons, Sebastian Franck. Mit der Gewohnheit<br />

der Hutterer, die Briefe und Glaubensbekenntnisse ihrer<br />

gefangenen Brüder und ihrer Märtyrer zu sammeln und in den Gemeinden<br />

vorlesen zu lassen, begann die Ausbildung einer hutterischen<br />

Gruppenliteratur mit spezifischen Textgattungen. Neben<br />

Schriften religiösen Inhalts und historischen Darstellungen verfassten<br />

oder kompilierten die Hutterer auch mathematische, technische<br />

und vor allem medizinisch-alchemistische Texte.<br />

Für das Projekt „Zur preußischen Rezeption der Wittenberger Reformation:<br />

Die Sammlungspolitik der Lutherhalle Wittenberg 1877 bis<br />

1918“ erhält Dr. S. Rhein, <strong>Stiftung</strong> Luthergedenkstätten in Sachsen-<br />

Anhalt, Wittenberg, Fördermittel der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Lutherhalle Wittenberg wurde 1996 von der UNESCO als herausragendes<br />

Beispiel deutscher Kultur in die Liste des Weltkulturerbes<br />

aufgenommen. In Wittenberg verdichten sich Luthers Spuren<br />

von der Schlosskirche (Thesentür und Grab) über die Stadtkirche<br />

(Predigtkirche) bis zum Lutherhaus mit dem Höhepunkt der die Jahrhunderte<br />

überdauernden Lutherstube in einmaliger Aussagekraft.<br />

Die Rekonstruktion der Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit am<br />

authentischen Erinnerungsort „Lutherhalle“ – als Gebäude ein „begehbares<br />

Lehrbuch“ und zugleich größtes Exponat – und des damit<br />

verbundenen kirchen-, theologie- und geschichtspolitischen Erinnerungsprogramms<br />

ist Aufgabe des Projektes.<br />

Mit seinem „Heiligtum“ Lutherstube war das Lutherhaus seit Luthers<br />

Tod Objekt touristischen Interesses, das Züge eines protestantischen<br />

„Reliquienkultes“ trug. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

gab es Pläne für eine museale Nutzung des Hauses und<br />

auch darauf abzielende Ankäufe. Infolge differierender kirchlicher<br />

und staatlicher Interessen – das Lutherhaus wurde vom Wittenberger<br />

Predigerseminar benutzt – blieben diese Pläne folgenlos. Erst mit der<br />

städtischen Gründungsinitiative von 1877 nahm das Museum seinen<br />

von Konzeptionsdebatten begleiteten Anfang mit dem ersten Höhepunkt<br />

der Eröffnung im Rahmen des Lutherjubiläums von 1883.<br />

Die Konservatoren des reformationsgeschichtlichen Museums konnten<br />

in den darauffolgenden Jahrzehnten zusammen mit den Kuratoriumsvorsitzenden<br />

und mit Unterstützung von Sponsoren ein immer<br />

größer werdendes Quellenkorpus (Erstdrucke, Gemälde, Handschriften)<br />

zur Reformationszeit und deren Rezeptionsgeschichte erwerben<br />

und in einer stetig wachsenden Anzahl von Räumen präsentieren.<br />

Neben die Analyse der Erwerbungspolitik der vier Konservatoren im<br />

Licht ihrer jeweiligen theologischen und politischen Orientierung

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