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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Ukraine/Russland<br />

Rhetorische<br />

Begriffsbildung<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 138<br />

lew an der Bergischen Universität-Gesamthochschule Wuppertal bis<br />

zu seinem Tode leitete.<br />

An diesem Projekt arbeitet seit 1982 eine Forschergrupppe, die Fachwissenschaftler<br />

anderer Universitäten in Deutschland, USA und<br />

Russland als Autoren, Berater und Gutachter gewinnen konnte. Das<br />

Projekt ist fächerübergreifend angelegt, d. h. es schließt historische,<br />

philosophische, soziologische u. a. Forschungsgebiete ein.<br />

Die Untersuchung der Geschichte deutsch-russischer Fremdenbilder<br />

erhält eine zunehmend moralische und politische Bedeutung. Der<br />

Arbeit der Forschungsgruppe liegt die Überzeugung zugrunde, dass<br />

die Einsicht in die unterschiedlichen historischen Bedingungen eines<br />

jeden Volkes, Vorurteile abbauen hilft und dass die einseitigen und<br />

lückenhaften Vorstellungen der einen Nation von der anderen durch<br />

die Kenntnis der im Laufe von Jahrhunderten entstandenen gegenseitigen<br />

Beziehungen ergänzt und korrigiert werden.<br />

Die Arbeitsergebnisse des mit einer Grundfinanzierung des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen ausgestatteten Projektes, zu denen zahlreiche<br />

Fachwissenschaftler beitragen, werden in der Reihe „West-östliche<br />

Spiegelungen“ veröffentlicht.<br />

Im Berichtszeitraum wurden die Autorenbeiträge zum Folgeband 4 B<br />

„Deutsche und Deutschland aus russischer Sicht. 19./20. Jahrhundert:<br />

Von den Reformen Alexanders II. bis zum Ersten Weltkrieg“ redigiert<br />

und (zum Teil) aus dem Russischen übersetzt. Der Band steht<br />

kurz vor der Drucklegung.<br />

Die Rhetorische Begriffsbildung als Adaptions- und Übersetzungsprozess<br />

im ostslavischen Raum des 17. und 18. Jahrhunderts ist Gegenstand<br />

eines von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Projekts von Prof. R.<br />

Lachmann (Fachgruppe Literaturwissenschaft / Slavistik, Universität<br />

Konstanz).<br />

Mit Beginn des 17. Jahrhunderts lässt sich im ostslavischen Raum<br />

(Ukraine und Russland) ein Paradigmenwechsel in der literarischen<br />

Kultur beobachten. Vor allem durch die Aneignung der Rhetorik als<br />

beschreibende und normative Instanz eines einheitlichen (literatur-)<br />

sprachlichen Regelsystems begann die russische Kultur, sich der Entwicklung<br />

der westeuropäischen anzuschließen. Damit trat sie aus<br />

ihrem nach dem Zusammenbruch der byzantinischen Kultur besonders<br />

ausgeprägten Isolationismus heraus. Im Zuge dessen wurde an<br />

entsprechenden Bildungsstätten, die nach dem Vorbild der polnischen<br />

jesuitischen Kollegien konstruiert waren, eine rhetorische<br />

Lehrtradition begründet, welche entscheidend zur Ausformung einer<br />

einheitlichen Textpraxis betrug.<br />

Rhetorik und Poetik als normative Instanzen waren der russischen<br />

Kultur vor dem 17. Jahrhundert weitgehend fremd gewesen, da die<br />

altrussische Kultur sich an paradigmatischen Texten orientierte und<br />

nicht – wie die westeuropäische, byzantinische oder westslavische<br />

Kultur – an Regelinventaren, die deren Generierung vorschrieben.

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